Der schreckliche Unfalltod eines Babys in Niederösterreich macht die Sicherheit von Kindern in den eigenen vier Wänden wieder zum Thema. „Je jünger Kinder sind, desto häufiger ereignen sich die Unfälle im eigenen Zuhause“, sagt Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins „Große schützen Kleine“. Jede zweite Verletzung im Kleinkindalter hängt laut Spitzer mit Stürzen zusammen: Ein Hotspot ist der Wickeltisch. „Wenn Eltern nur kurz abgelenkt sind, kann es passieren, dass Kinder vom Wickeltisch stürzen“, sagt Spitzer. Aber auch Stürze aus dem Ehebett, über Treppen, wenn Kinder zu gehen beginnen, oder Stürze aus Hochstühlen sind mögliche Unfallursachen.

Kinder wollen die Welt entdecken, und das mit allen Sinnen: Dinge werden in den Mund gesteckt, Kleinteile können dabei eingeatmet werden und zum Ersticken führen. Oder Kinder versuchen, sich an Tisch oder Regalen hochzuziehen, ziehen Wasserkocher oder Teetassen herunter und verbrühen sich schwer. Ein solcher Unfall, wie er in Niederösterreich geschah, ist laut Spitzer sehr selten, zumindest in Österreich. „In den USA oder Großbritannien ist dieses Sicherheitsrisiko schon länger ein Thema, da es dort mehr Vorrichtungen zur Verdunkelung innerhalb der Räume gibt“, sagt Spitzer.

Mehr Bewusstsein

Wie kommt es zu einem solch tragischen Vorfall? Kleinkinder geraten mit dem Kopf in die Öffnung der Schnüre der Jalousien, können sich selbst nicht hochdrücken, das Gewicht des Kopfes führt zur Strangulation. Daher sollten Babybettchen nie unter Jalousien stehen - generell sind Schnüre, Kordeln von Vorhängen oder Schnullerketten ein Risiko. „Eltern sollten die Schnüre von Jalousien kürzen oder außerhalb der Reichweite von Kindern befestigen.“

Auch wenn jeder tödliche Unfall einer zu viel ist, die generelle Entwicklung ist positiv: „In der 1980er-Jahren gab es jährlich noch 200 tödliche Kinderunfälle in Österreich, heute sind es noch etwa 20.“ Die Hälfte davon ereignet sich im Verkehr, Ertrinken ist die zweite Hauptursache für den tödlichen Ausgang von Kinderunfällen.

„Jedes Jahr müssen in Österreich 30.000 Kinder wegen Unfällen im Krankenhaus behandelt werden“, sagt Spitzer, „die Hälfte davon könnte durch einfache Vorsichtsmaßnahmen vermieden werden.“

Der Herd ist ein große Gefahrenquelle für Kinder
Der Herd ist ein große Gefahrenquelle für Kinder © (c) anzebizjan - stock.adobe.com

Die wichtigsten Sicherheitstipps

Herdgitter verwenden, Wasserkocher sichern

Jedes zweite Opfer von Verbrennungen und Verbrühungen zu Hause ist ein Kleinkind unter fünf Jahren. Die meisten Unfälle passieren bis zum Alter von zwei Jahren. Da Kinderhaut extrem dünn ist, führen Verbrühungen viel schneller zu schweren Verletzungen. Daher gilt: Montieren Sie ein Herdschutzgitter.
Tragen Sie nichts Heißes, wenn Sie Ihr Kind halten! Verwenden Sie keine Tischdecken, Kinder können sich daran hochziehen und alles herunterreißen. Drehen Sie Stiele von Pfannen nach innen und verwenden Sie die hinteren Platten. Lassen Sie Kabel, z. B. vom Wasserkocher, nicht herunterhängen.

Gefahrenstelle: Plastiksackerln & Kordeln

Nicht nur bei Plastiksackerln ist die Erstickungsgefahr groß - auch Kordeln an Kleidung, Kabel oder Kleinteile können zum Ersticken führen. Daher gilt:
Räumen Sie Plastiksackerln unerreichbar weg.

Kleinteile wie kleine Magnete, Batterien, Dekosteine oder auch Nüsse für Kinder unter drei Jahren wegräumen.

Kaufen Sie Kleidung ohne Kordeln oder kürzen Sie diese.

Achten Sie darauf, dass Gardinenkordeln, Bänder, Kabel oder Jalousienschnüre von Kindern nicht erreicht werden können. Verlegen Sie Stromkabel verdeckt oder befestigen Sie diese am Boden.

Verwahren Sie unaufgeblasene Luftballone oder Gummihandschuhe sicher.

Chemikalien sichern, Batterien gleich entsorgen

Putzmittel immer außer Reichweite von Kinder aufbewahren
Putzmittel immer außer Reichweite von Kinder aufbewahren © (c) misskaterina - stock.adobe.com

50 Prozent der Vergiftungen betreffen Kinder unter fünf Jahren: Gehäuft treten Vergiftungen in den ersten beiden Lebensjahren auf, wenn Kinder einen großen Entdeckerdrang haben und Dinge auch mit dem Mund erkunden. Daher ist bei giftigen Substanzen wie Putzmitteln, Medikamenten, Kosmetika, Batterien, Alkohol, Nikotin, Lampenölen oder Giftpflanzen Vorsicht geboten. Lagern Sie giftige Substanzen immer außer Reichweite von Kindern in gesicherten bzw. versperrten Schränken. Wenn Sie keine Alternative zu giftigen Chemikalien finden, achten Sie auf Sicherheitsverschlüsse. Nicht mehr benötigte Chemikalien und Batterien gleich entsorgen.

Kein Sessel in der Nähe von Fenstern aufstellen

Unterschätzen Sie niemals die Neugier der Kinder
Unterschätzen Sie niemals die Neugier der Kinder © (c) Pavel Losevsky - stock.adobe.com (Photographer: Losevsky Pavel)



Fenster üben auf kleine Kinder eine große Faszination aus: Obwohl der Fenstersturz eher selten ist, ist der Anteil der dabei schwer verletzten Kinder sehr groß. Sechs von zehn Kindern, die aus dem Fenster stürzen, sind unter fünf, 60 Prozent sind Buben. Daher gilt: o/oo Bringen Sie Fenstersicherungen wie etwa versperrbare Kindersicherheitsgriffe an. o/oo Lassen Sie Kinder nicht aus den Augen, wenn Sie gerade lüften oder die Fenster putzen. Falls Sie das Zimmer verlassen: Kinder mitnehmen oder Fenster schließen. Stellen Sie Sessel, Tische etc. nicht in die Nähe von Fenstern. Halten Sie Kinder von offenen Fenstern fern.

Kinder am Wickeltisch nie aus den Augen lassen

Achtung, Kinder können vom Wickeltisch fallen, auch wenn sie sich noch nicht umdrehen können. Um Stürze vom Wickeltisch zu verhindern, gilt daher: Lassen Sie Ihr Kind auf dem Wickeltisch niemals aus den Augen und aus den Händen, nicht einmal für einen kurzen Moment. Legen Sie alle Wickelutensilien in Reichweite, dass das Baby immer mit einer Hand festgehalten wird. Wickeln Sie sehr quirlige und mobile Kinder am Boden, so vermeiden Sie den Sturz zu 100 Prozent. Kinder fallen meistens vorne vom Wickeltisch und nicht von der Seite.

Schlafsack statt Decke

Schlafsäcke sind sicherer: Unter Decken können Kinder ersticken
Schlafsäcke sind sicherer: Unter Decken können Kinder ersticken © (c) Anna Kowolik - stock.adobe.com


Was nicht ins Gitterbett gehört: dicke Decken und große Kuscheltiere, denn es droht Erstickungsgefahr! Die Experten von „Große schützen Kleine“ raten, dass Kinder bis zum Alter von zwei Jahren im Schlafsack schlafen, sonst besteht die Gefahr, dass die Decke über den Kopf gezogen wird. Sonst gilt: Der Abstand der Stäbe sollte zwischen 4,5 und 6,5 cm betragen. Stellen Sie die Matratze tiefer, sobald das Baby mobiler wird. Bringen Sie keine Regale über dem Gitterbett an. Achten Sie darauf, dass sich keine Vorhang- oder andere Schnüre in der Nähe befinden, an denen sich Ihr Kind strangulieren könnte.