Ich bin auf Schloss Damtschach in Kärnten aufgewachsen, bis ich sieben Jahre alt war – als viertes und jüngstes Kind, weswegen ich viele Vorteile genossen habe. Zum Schloss gehört ein wunderschöner, verwunschener Garten. Burgfräulein oder Prinzessin haben wir nicht gespielt – eher schon Räuber und Gendarm. Eines der Szenarien war, dass wir uns auf einem Schiff befinden, das dann untergeht. Hier haben sich meine Schwestern wohl mit Unterröcken am Kopf und Kleidchen als Bräute verkleidet, wie man auf dem Foto sieht. Ich bin die Kleinste, sitze auf dem Schoß meiner Schwester Anna, links meine Schwester Marie.
Das Schloss selbst war immer schon ein Ort für Kunst und Kultur. Bruno Gironcoli ist ein- und ausgegangen.

Ich bin die Kleinste, sitze auf dem Schoß meiner Schwester Anna, links meine Schwester Marie
Ich bin die Kleinste, sitze auf dem Schoß meiner Schwester Anna, links meine Schwester Marie © Privat

Maria Lassnig hat einen Kurzfilm dort gedreht, in dem ich mitspielen durfte. Ich habe darin einer Tänzerin eine Tränenschale überreicht – in einem weißen Kleid. Das ist eine meiner prägendsten Erinnerungen. In einem Schloss aufzuwachsen, war für mich immer ganz selbstverständlich. Der Ort wurde immer schon stärker für kulturelle Aktivitäten genutzt als für aristokratische Partys. Während des Sommers gab es in unserem blauen Salon von früh bis spät Musikunterricht. Beim Abschlusskonzert der Studenten mussten wir den Damen eine rote Rose überreichen. Da waren wir sehr nervös.


Mein Vater ist an diesem Ort aufgewachsen. Mein Großvater hat das Schloss mit der Heirat aufgekauft, ab dann wurde hier wirklich gelebt, davor war es mehr Sommerresidenz. Ich habe eine starke Beziehung zu dem Ort und habe dort sehr lang selbst Theateraufführungen gemacht. Mit dem Carinthischen Sommer haben wir einen Partner, der gerne bei uns Produktionen macht – so auch in diesem August wieder, lustigerweise mit meinem Bruder und meiner Schwester. Ich liebe den Ort und bin zu Weihnachten, Ostern und wann immer es geht, dort. Das wird auch so bleiben.


Meine Eltern kommen beide aus eher konservativen, großbürgerlichen und aristokratischen Ecken, als Architekten haben sie einen anderen, einen liberaleren Weg eingeschlagen. Sie waren sehr an bildender Kunst, Musik und darstellender Kunst, an zeitgeistigen Themen und pädagogischen Konzepten interessiert.


Sie sind mit uns wegen der Rudolf-Steiner-Schule nach Wien gezogen. Ich finde das sehr bezeichnend, dass wir nicht auf eine der bekannten Eliteschulen geschickt wurden. Die politische Ausrichtung war klar – wir sind total grün. Gegen das geplante Atomkraftwerk Zwentendorf ist die ganze Familie auf die Straße gegangen, wir waren auch tagelang in Hainburg demonstrieren.


Meine Eltern haben uns mitgegeben, dass wir alles machen können, was wir wollen. Sie haben uns unglaublich viel Freiraum gelassen und hatten ein großes Vertrauen uns gegenüber. Mein Wunsch, Schauspielerin zu werden, war für sie in Ordnung. Ich habe nie einen Gegenwind gespürt. Das gute Verhältnis zu meinen Eltern ist nie abgerissen. Wir sind ständig in Kontakt. Dass man immer zu den Eltern gehen kann und sich dort zu Hause fühlt, das war immer so – dafür muss ich meinen Eltern ein großes Kompliment machen. Das war mir auch in meiner Jugend bewusst. Ich erinnere mich an eine Situation: Ich habe heimlich in der Schule geraucht, was meinen Eltern sofort kolportiert worden ist, wovon ich nichts wusste. Als ich nach Hause gekommen bin, lag auf meinem Schreibtisch eine dieser kleinen Zigarettenpackungen, die es im Flugzeug immer gab. Sie haben gar nicht geschimpft mit mir. Dann haben sie gesagt: „Mach es nicht in der Schule, das ist vielleicht keine gute Idee.“ Das war so eine nette Geste.

Was ihr als Mutter wichtig ist


Ich habe einen 13-jährigen Sohn und einen Mann. Mir ist es wichtig, dass er ein Grundvertrauen ins Leben mitbekommt – Vertrauen zu anderen Menschen, zu uns und zu sich selbst. Und ein Selbstbewusstsein, damit er herausfinden kann, was ihm liegt, was er gerne macht. Da bin ich in puncto Werte wieder bei meinen Eltern.