Katastrophen unter dem Christbaum können unterschiedlich aussehen: Der Herzenswunsch des Kindes wurde nicht erfüllt, die Freude unter dem Weihnachtsbaum bleibt aus. Oder: Ein Packerl nach dem anderen vom Geschenketurm wird ausgepackt, aber schon beim Zähneputzen weiß das beschenkte Kind gar nicht mehr, was es eigentlich bekommen hat. Im ersten Fall wurden die Wünsche enttäuscht, im zweiten wurde das Kind mit einem Zuviel an Geschenken überfordert.

Wie verhindert man solche kleinen Katastrophen nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu allen anderen Geschenkanlässen – und wie begleitet man Kinder durch den Konsumrausch? Die Psychologin Simone Breitenfeld hat Tipps für Eltern.

Konsum erklären. „Das Allerwichtigste ist, dass Eltern mit ihren Kindern darüber sprechen, was all die Werbung, die Angebote, die Einkaufssackerl bedeuten“, sagt Breitenfeld. Kinder müssten lernen, Konsum und Werbung kritisch zu betrachten – „man wird ja nicht erwachsen und denkt plötzlich kritisch“, sagt Breitenfeld. Ein weiterer Lerneffekt sollte sein: Nicht jeder Wunsch, den ich habe, kann auch erfüllt werden.

Wünsche sortieren. Um Wünsche zu reduzieren und zu konkretisieren, sollten Eltern und Kinder sich gemeinsam Zeit für eine Wunschliste nehmen. „Das kann ein sehr schöner gemeinsamer Nachmittag sein, indem man auch hinterfragt: Was interessiert dich wirklich und was wünscht du dir nur, weil es deine Freundin auch hat?“, sagt Breitenfeld. In diesem Setting haben Eltern auch die Möglichkeit, die Wünsche zu diskutieren – ob ein Geschenk zu teuer oder einfach unrealisierbar ist. „Wünscht sich ein Kind ein Pferd, kann man ihm erklären: Wo soll das Pferd denn wohnen, wer soll sich darum kümmern? Mit lebensnahen Argumenten kann man Kinder durchaus von Wünschen abbringen“, sagt Breitenfeld. „Und Eltern können auch Tipps geben, zu Dingen, an die das Kind vielleicht nicht denkt“, sagt Breitenfeld.

Nicht überfordern. Wenn Oma, Opa, Tante, Onkel, Großtante und Nachbarin Geschenke machen wollen, kann die Geschenkeflut ein Kind überfordern. „Das merkt man daran, dass Kinder ein Packerl nach dem anderen auspacken, ohne viel Aufmerksamkeit dafür, was es eigentlich bekommen hat“, sagt Breitenfeld. Hier sei es wichtig, dass Eltern die Koordination übernehmen: „Gerade bei sehr kleinen Kindern kann es sinnvoller sein, Geld auf ein Sparkonto einzuzahlen als es mit Stofftieren zu überhäufen.“ Je nach Alter hätten Kinder unterschiedlich viel Aufmerksamkeit zur Verfügung – wenn durch die Überforderung die Freude verloren geht, sei das sehr schade, sagt Breitenfeld.

Bedeutung vermitteln. „Ich sage nicht nur Danke, weil es sich eben gehört, sondern weil ich es zu schätzen weiß, dass sich jemand ein Geschenk für mich überlegt hat“ – auch diese Wertigkeit lernen Kinder von ihren Eltern.

Andere beschenken. Weihnachten kann auch ein Anlass sein, um den eigenen Kindern zu erklären, dass es auch Familien gibt, denen es nicht so gut geht. „Hier muss man aber sehr sensibel sein und vorsichtig kommunizieren. Kinder kann man mit traurigen Nachrichten leicht überfordern“, sagt Breitenfeld. „Kinder kennen ja nur ihre eigene Lebenssituation und können sich nicht vorstellen, dass andere Kinder anders leben.“ Ein Ansatz wäre zu sagen: Wir kaufen ein Geschenk für dich und ein Geschenk für ein Kind, das nicht so viele Spielsachen hat. Oder man erklärt: Du hast ein neues Spielzeug bekommen, das alte könnten wir doch weiterschenken, damit wir genug Platz haben.