Alles ist perfekt inszeniert, und doch wirkt der Auftritt irgendwie handgestrickt. Das ist letztlich aber das Geheimnis des Erfolges vieler Youtube-Stars, das scheinbar Unperfekte schafft die Nähe zu den Kindern und Jugendlichen, macht sie zu Freunden auf Augenhöhe, die auch greifbarer sind als millionenschwere Sänger und Schauspieler im fernen Hollywood. Diese sogenannten Influencer (Beeinflusser) sind die Popstars der digitalen Welt, sie heißen Bibi, Julian, Chaosflo, Viktoria, Sarina, haben vor allem unter Kindern und Jugendlichen Millionen Fans, die ihnen begeistert folgen und bei ihren Events für ein Autogramm und ein Selfie stundenlang in einer Schlange stehen.

Cool und authentisch

Einige dieser Stars haben längst ein prall gefülltes Konto. Denn wer Millionen junge Leute mit Plaudereien über das ganz normale Leben, über Träume, Liebeskummer, Stress in der Schule, Kosmetik und trendige Klamotten begeistern kann, taugt auch als Werbeträger für Produkte, die bei den Jungen ankommen. Anders als im Fernsehen oder als Unterbrecher in Online-Spielen bringen Influencer Werbung direkt an die Zielgruppe, ohne dass es diese stört. „Ganz im Gegenteil sogar: Werbung wird von der Zielgruppe sogar freiwillig abonniert und gilt als cooler, authentischer, glaubwürdiger Tipp unter Freunden – ein Traum für die Werbeindustrie“, betont AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer.

Fehlende Kennzeichnung

Ein hipper Trend, den die Arbeiterkammer nun in einer Studie kritisch beleuchtet hat, vor allem im Hinblick auf die Frage, ob Kinder die Werbung überhaupt erkennen können. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT). Diese, aber auch einige empirische Studien zeigen, „dass es Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren schwerfällt, Werbung zu erkennen, wenn es keinen klaren Hinweis darauf gibt“, fasst Studienleiterin Louise Horvath das Ergebnis zusammen. Doch genau das fehlt, wie die AK-Studie zeigt: Auf den Plattformen Instagram, Snapchat, Youtube und Co ist Werbung häufig nicht oder zu undeutlich gekennzeichnet. „Hinzu kommt, dass die Kinder mit direkten Links zu Online-Shops geführt werden, wo Produkte, die der Influencer trägt oder bewirbt, gleich bestellt werden können“, ergänzt die Studienleiterin.

Darüber reden

Während die AK mehr Schutz und Aufklärung fordert und verlangt, dass die Plattformanbieter bei der Kennzeichnung von Werbung mehr in die Pflicht genommen werden müssen, empfiehlt Horvath Eltern, mit ihren Kindern darüber zu reden. „Wichtig ist, Kindern zu erklären, dass man mit Werbung erreichen will, dass Menschen bestimmte Produkte kaufen. Das kann man mit Kindern auch spielerisch lernen, zum Beispiel im Supermarkt oder in Spiele-Apps.“
Zudem sollten Eltern Interesse an den Youtube-Lieblingen ihrer Kinder zeigen, „nicht abschätzend über ihre Idole reden, sondern sich gemeinsam Videos und Beiträge anschauen und dabei die Produktplatzierungen hinterfragen: Warum trägt er ausgerechnet diesen Pulli? Wie verdienen Youtuber ihr Geld?“, rät die Studienleiterin.

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