Hatte Friedrich Schiller recht? „In müß’ger Weile schafft der böse Geist“, warnte der Dichter vor der Langeweile. Auch für Immanuel Kant ist die empfundene „Leere an Empfindungen gleichsam das Vorgefühl eines langsamen Todes“. Kann Langweile tatsächlich tödlich sein? Nicht direkt, aber eine amerikanische Studie besagt, dass gelangweilte Jugendliche mit 50 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit zu Rauchen, Trinken oder illegalem Drogenkonsum neigen als andere Jugendliche. Andere Untersuchungen zeigen, dass Langeweile im Übermaß zu psychischen Störungen führen kann. Wer sein Leben fad findet, begeht öfter Straftaten, ist häufiger Essattacken ausgeliefert, trinkt mehr, raucht öfter – tödlich ist das zwar nicht, gesund aber genauso wenig.

Künstliche Langeweile

Eine britische Studie hat die Wirkung von Langeweile im Berufsalltag von öffentlich Bediensteten untersucht. Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt steigt um das bis zu 2,5-Fache, wenn sich der Beamte im Monat davor bei seiner Arbeit gelangweilt hat.
Für eine amerikanische Studie wurde Probanden aufgetragen, 15 Minuten in einem Raum zu sitzen und einfach nichts zu tun. Einige Teilnehmer – zwei Drittel der männlichen Testteilnehmer und ein Viertel der weiblichen – wurde die künstliche Langeweile zu fad: Sie verabreichten sich lieber kleine, als Ablenkung angebotene Elektroschocks, als sich mit dem Nichtstun (und sich selbst) auseinandersetzen zu müssen. Fazit: Selbst Unangenehmes lässt sich besser ertragen als leere Monotonie.

Gegenentwurf: An zwei Schulen in Genua wurde über zehn Jahre das Fach „Ozio“ (Müßiggang) unterrichtet. Der Psychiater Paolo Crepet, unterstützt von Mitgliedern einer Theatergruppe, kam einmal wöchentlich für zwei Stunden in die Klassen. Fad war es den Kindern dabei nie ...