Darf man sich für das neue Jahr vornehmen, sich zu verlieben? Oder schreit das schon nach Verzweiflung und schlägt alle potenziellen Kandidaten in die Flucht? „Jeder, der sich einen Partner wünscht, kann sich vornehmen, beziehungsfähiger zu werden“, sagt Doris Jeloucan. Die Psychologin ist nicht nur Paartherapeutin, sondern auch Singlecoach und kennt daher das Einmaleins der Partnersuche - und die wichtigsten Leitsätze, damit es mit der Beziehung funktioniert.

1. Wer eine Beziehung will, muss etwas dafür tun.

Jeloucan findet es zum Kopfschütteln: „Wir sind uns alle bewusst, dass wir für unsere Karriere etwas tun müssen, da sind wir superfleißig. Uns ist auch bewusst, dass wir für einen gesunden Körper vernünftig essen und trainieren müssen. Aber bei der Beziehung gehen wir davon aus, dass sie einfach funktionieren muss.“ So geht es aber nicht - es brauche das Bewusstsein: Ja, ich mache mich beziehungsfit. „Und dann muss ich auch den Fokus auf die Partnersuche legen“, sagt Jeloucan.

2. Arbeite nicht am anderen, sondern an dir selbst.

„Deine Aufgabe ist es nicht, nach Liebe zu suchen, sondern lediglich alle Barrieren in dir selbst zu finden, die du gegen sie aufgebaut hast.“ Mit diesem Zitat des persischen Dichters Rumi will Jeloucan veranschaulichen: „Wir können uns nur selbst gut auf eine Beziehung vorbereiten“ - und nicht das Gegenüber. Dazu sollte man seine eigenen Schutzmuster unter die Lupe nehmen: Was mache ich, um mich vor Schmerz zu schützen? Wie verhalte ich mich bei Streit? Die Erfahrungen aus Ex-Beziehungen können zeigen: Bin ich eine „Schildkröte“, die sich in den Panzer zurückzieht und die Verbindung zum anderen meidet? Oder versuche ich verzweifelt, eine Verbindung zum anderen herzustellen - und treibe die „Schildkröte“ damit noch mehr in die Flucht? Daraus könne man laut Jeloucan vieles lernen: Was sind meine Trigger, die mich so weit bringen? Und: Wie kann ich mich selbst wieder beruhigen?

Doris Jeloucan, Psychologin und Beziehungscoach
Doris Jeloucan, Psychologin und Beziehungscoach © kk

3. Wir haben nur wenig Kontrolle darüber, in wen wir uns verlieben.

„Wenn wir uns verlieben, dann in jemanden, der die besten und schlechtesten Eigenschaften unserer Eltern vereint“, sagt Jeloucan. Denn die Eltern sind unsere erste Beziehungserfahrung, diese suchen wir auch später im Leben. Am Anfang sei das toll, denn daraus entsteht das Gefühl, man kennt den anderen schon ewig und kann über alles reden. Doch wenn die rosarote Hormonbrille abfällt, sieht man auch die negativen Eigenschaften.

4. Man bekommt, was man vorgibt zu sein.

Wenn man dabei ist, sich beziehungsfit zu machen, geht es gar nicht darum, Zusätzliches auf einen draufzupacken. Eine introvertierte Frau muss nicht zwanghaft extrovertiert werden. „Und wenn sich Frau die Brüste machen lässt und Mann sich Muskeln antrainiert, müssen sie sich nicht wundern, dass sie immer nur in Partnerschaften mit oberflächlichen Menschen landen, die nicht zu ihnen halten“, sagt Jeloucan.

5. Werde dir über deine verlorenen Selbstanteile klar.

In einer Partnerschaft verliebt man sich genau in die Anteile beim anderen, die einem selbst als Kind abtrainiert wurden, sagt Jeloucan. Mädchen werden zum Beispiel dazu erzogen, angepasst zu sein und „den Mund zu halten“, während es Buben versagt wird, ihre Gefühle zu zeigen. „Zunächst mögen diese Männer dann das Feinfühlige an einer Frau“, sagt Jeloucan, „doch nach ein paar Jahren sagen sie: ,Meine Frau ist emotional instabil, das halte ich nicht aus.'“ Ein typisches Beispiel bei Frauen: Als Mädchen wurde ihr abtrainiert, für ihre eigenen Bedürfnisse einzustehen. Also hat sie sich immer Männer gesucht, die ihre Bedürfnisse erfüllen, ohne dass sie etwas sagen muss. Er bestellt für sie im Lokal oder beschwert sich für sie in einem Geschäft. Um nun beziehungsfitter zu werden, sollte man sich diese verlorenen Selbstanteile zurückholen, sagt Jeloucan: Was waren die Aufgaben, die in der Vergangenheit mein Partner für mich übernommen hat? „Diese Aufgaben übernimmt sie dann Stück für Stück selbst.“

6. Jede Partnerschaft ist eine Veränderungspartnerschaft.

Jeloucan sagt: „Ich habe keinen Partner, damit es mir gut geht.“ Vielmehr hilft der Partner dabei, Themen, die einen selbst immer wieder beschäftigen, aufzuarbeiten. Er legt den Finger in die Wunde, dorthin, wo es wehtut. Ähnliche Gefühle, die man in jeder Partnerschaft erlebt - man fühlt sich unterdrückt oder überfordert -, werden durch den Partner ausgelöst. „Und ich selbst mache dann die Erfahrung: ,Ich bin kompetent genug, ich kann damit umgehen.'“

7. Verletzungen heilen von ganz allein.

„Jedem wird einmal das Herz gebrochen“, sagt Jeloucan. Doch diese Verletzungen heilen wieder, denn unser Gehirn habe einen „ Heilungsmodus“, der im Durchschnitt ein Jahr dauere. „Wenn man diesen Heilungsprozess nicht unterbricht, durch Alkohol, Drogen oder andere Ablenkungen“, sagt Jeloucan, „dann ist das von selbst gegessen.“