Ich bin Mutter von fünf Sternenkindern und von zwei fantastischen Mädchen. Bei meiner ersten Fehlgeburt war ich 34 Jahre alt, es war am 6. 6. 2006. Das Kind war ein absolutes Wunschkind und ich hatte mich überhaupt nicht mit dem Thema Fehlgeburt auseinandergesetzt. Für mich war klar: Das Kind kommt zur Welt. Ich weiß noch genau, dass ich am nächsten Tag meinem Team in der Firma erzählen wollte, dass ich schwanger bin – plötzlich habe ich eine Blutung bekommen. Ich ging zum Frauenarzt. Zwei Wochen vorher habe ich dort den Herzschlag meines Kindes am Ultraschall gesehen. Und dann ist es einfach vorbei.

Heute, im Nachhinein, weiß ich, dass dieses erste Erlebnis für mich das Schlimmste war. Aber wie wahrscheinlich viele Frauen habe ich versucht, es zu verdrängen, habe mir gesagt, ich habe ja noch die Chance auf ein anderes Kind. Nach meiner Therapie weiß ich jetzt, dass da so viel Schmerz war, den ich jahrelang mit mir herumgetragen habe.

Danach haben mein Mann und ich wieder versucht, ein Kind zu bekommen. Es war nicht ganz einfach, doch nach einiger Zeit war ich mit Hannah schwanger – sie hatte sich entschieden, zu bleiben. Wenn du aber einmal eine Fehlgeburt gehabt hast, ist die Schwangerschaft nicht die schönste Zeit deines Lebens. Und dann kam auch noch viel Dramatik dazu. In Woche 7 bekam ich plötzlich wieder eine Blutung und bin ins Krankenhaus gefahren. Dort hat mich ein junger Arzt untersucht, ich habe gesagt, ich glaube, ich habe wieder eine Fehlgeburt. Nach einer Untersuchung hat er das bestätigt. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen – wieder ist es vorbei.

Es folgte ein schreckliches Wochenende, bis plötzlich das Telefon läutet und mir der Primar der Frauenklinik mitteilt, ich solle noch einmal ins Krankenhaus kommen.
Ich dachte nur: Bitte, bitte keine Kürettage, das hatte ich bei der ersten Fehlgeburt schon erlebt. Dabei wird das, was von deinem Kind übrig ist, noch herausgeschabt. In der Klinik hat mir der Primar dann erklärt, dass sich sein Kollege getäuscht hat und ich noch immer schwanger bin. Zuerst habe ich gesagt: „Ich glaube Ihnen kein Wort.“ Doch dann haben sie eine Ultraschalluntersuchung gemacht und das Foto, das dabei entstanden ist, zeigt Hannah. Sie wäre ein Zwilling gewesen, doch der Zwilling ist abgegangen.

Danach habe ich Hannah wahrscheinlich tausend Mal gesagt: Bleib bei mir. Und es ist alles gut gegangen, ich hatte eine wunderschöne Wassergeburt. Hannah ist jetzt acht Jahre alt und ihr Name bedeutet „das Wunder Gottes“. Den haben wir bewusst ausgewählt.

Ich liebe Kinder so sehr, sie sind etwas ganz Besonderes und ich wollte noch ein Kind. Da es ja schon einmal gut gegangen war, habe ich mich dann sicher gefühlt, als ich wieder schwanger wurde. Doch ich hatte noch eine Fehlgeburt. Aber dann kam Elena, unser Sonnenschein, und auch diese Geburt war wunderschön.

Ich hätte gerne noch ein drittes Kind gehabt, doch nach Elena hatte ich wieder eine Fehlgeburt. Und dann ist alles hochgekommen. Ich habe gedacht, ich kann es verdrängen, aber das ist nicht möglich. Auch die Ratschläge, die man bekommt – „Du hast ja schon zwei gesunde Kinder“ oder „Das wird schon“ –, helfen nicht. Ich bin die Mutter dieser Sternenkinder. Das ist nicht einfach Gewebe, das nicht entstanden ist.

Fehlgeburten sind ein Tabuthema, die Menschen haben Angst, darüber zu sprechen. Für mich ist es aber wichtig, darüber zu reden, weil ich will, dass meine Sternenkinder zu meinem Leben gehören. Mir haben diese Erlebnisse die Leichtigkeit im Leben genommen. Bevor ich die Therapie begonnen habe, stand ich kurz vor einer schweren Depression. Ich hatte das Gefühl, dass ich überhaupt keine Freude mehr empfinden kann.

Der Grund, warum ich die Therapie begonnen habe, war, dass ich zu meinen beiden Töchtern keine Beziehung mehr hatte. Die Fehlgeburten waren so präsent, dass ich die Verbindung zu meinen lebenden Kindern nicht mehr geschafft habe.

In der Therapie hat mir die Methode Brainspotting sehr geholfen. Heute schaffe ich es gar nicht mehr, den Schmerz, so wie er war, wieder herzuholen. Es war, als hätte sich etwas aufgelöst, das ich vorher wie einen Rucksack getragen habe und das mich hinuntergezogen hat. Ich bin dann noch einmal schwanger geworden, ich dachte, das ist jetzt mein Geschenk. Doch leider habe ich das Kind in der 12. Woche verloren.

Heute glaube ich, Sternenkinder sind Seelen, die uns besuchen, aber dann wieder gehen und irgendwo auf uns warten. Heute kann ich in Liebe an meine Sternenkinder denken und fühle mich auch stark mit ihnen verbunden.
Ich würde es jeder Frau wünschen, dass sie sich mit dem Schicksal aussöhnen kann und nicht in Bitterkeit verfällt – oft schafft man das nur mit Hilfe von außen. Doch viele Frauen wissen gar nicht, dass es Hilfe gibt. Jede Frau sollte nach einer Fehlgeburt Informationen bekommen, wo sie sich beraten lassen kann!

Ich habe mich nun auch von meinem Kinderwunsch verabschiedet. Ich habe mir gesagt, jetzt ist es genug und die Babysachen hergegeben. Meine Geschichte hier zu erzählen, ist auch ein Abschluss für mich.