Sie befassen sich mit den Ausreden, die wir finden, um den Biss ins Schnitzel oder Fernreisen zu rechtfertigen. Warum reden wir uns so gerne raus?
Thomas Brudermann: Es gibt hier drei Faktoren, die wichtig sind. Erstens: Die meisten von uns halten sich für umweltfreundlich. Zweitens: Wir handeln nicht immer danach. Drittens: haben ein positives Selbstbild. Und das passt eben alles nicht ganz zusammen. Es kommt zu einer Kluft zwischen Einstellung und Verhalten und wir brauchen etwas, womit wir diese vor uns selbst und vor anderen rechtfertigen können.

Der gesellschaftliche Druck, klimafreundlich zu handeln, steigt, werden die Ausreden zunehmen?
Das kommt darauf an. Das Thema hat in verschiedenen Gruppen einen unterschiedlichen Stellenwert. Wenn man sich mit Klima gar nicht beschäftigt und wenn einem der SUV wichtig ist, dann brauche ich keine Ausrede. Und dann gibt es diese große Gruppe von klimafreundlich eingestellten Menschen, die den Klimawandel als großes Problem wahrnimmt, aber nicht ganz danach handelt. Hier tut sich eine sogenannte kognitive Dissonanz auf, die mit Ausreden ganz praktisch überbrückt werden kann.