Die Passion zum Beruf machen ist ein Luxus und etwas, dass die gebürtige Salzburgerin Julia Körner geschafft hat. Die studierte Architektin vereint auf kreative und außergewöhnliche Weise Technologie, Architektur und Mode miteinander und hebt damit die Möglichkeiten des Modeschaffens auf eine neue Ebene. Körner hat sich dem 3D-Druck verschrieben und in der Vergangenheit bereits mit zahlreichen Modehäusern und Designern kooperiert. Für Marvel hat Körner zudem die Krone für Königin Ramonda im Film "Black Panther" designt.

Mit "JK3D" hat die Österreicherin im vergangenen Jahr ihr eigenes Designlabel aus der Traufe gehoben und präsentiert seit 7. Mai im Geymüllerschlössel im 18. Wiener Gemeindebezirk Währing seit Kurzem die ersten Früchte des neuen Unternehmens.

Verbindung von Kunst, Architektur und Mode

"HY Clutch" heißt die Tasche, die vollständig aus dem 3D-Drucker kommt und in unterschiedlichen Größen verfügbar ist. "Produziert wird die Tasche aus einem Bioharz, das aus Sojabohnen und Mais gewonnen wird, das nutze ich seit ungefähr einem Jahr", erzählt Körner, die auch in Los Angeles lebt. Produktionsprozesse und Materialnutzung neu zu denken, ist das Ziel der Designerin, die sich mit "JK3D" ein wenig neu erfinden will. "Im traditionellen Modedesign sind Produkte sehr fokussiert auf den Showeffekt, in meinem eigenen liegt der Fokus eher darauf, Kunst und Produkt zu vereinen."

Im Geymüllerschlössel stellt Julia Körner derzeit ihre Designs aus
Im Geymüllerschlössel stellt Julia Körner derzeit ihre Designs aus © JK3D

Innerhalb weniger Tage kann eine personalisierte HY Clutch gedruckt werden, das Design ist in mehreren Farben verfügbar. "Für das Geymüllerschlössel haben wir eine spezielle Kollektion gedruckt, die sich an den Farben im Kuppelsaal orientiert", sagt Körner. Vor Kurzem wurde das Design der Salzburgerin außerdem mit einem Red Dot Design Award ausgezeichnet.

Muster aus der Natur

Das Taschendesign sei nicht nur ein Ausdruck des Neudenkens von Produktion und Mode, sondern auch von Nachhaltigkeit, so Körner. "Normalerweise braucht man für eine Tasche unterschiedliche Materialien, die aus vielen verschiedenen Teilen der Welt kommen", sagt sie. "Hier ist die ganze Tasche aus demselben Material in unterschiedlichen Härtegraden, der Versand, der bei der Produktion normalerweise entsteht, entfällt." Da die Stücke auf Anfrage entstehen, besteht auch keine Gefahr der Überproduktion.

Julia Körner kommt ursprünglich aus Salzburg
Julia Körner kommt ursprünglich aus Salzburg © Pia Clodi

Wie ein kleines Kunstwerk ist die HY Clutch für die Designerin, die sich vor allem von der Natur inspirieren lässt. Die Strukturen der Tasche finden sich unter anderem auf Pilzen wieder. "Früher habe ich Stunden damit verbracht, Muster der Natur festzuhalten, sei es Sand, Steine oder die Rinde der Sequoia-Bäume im Nationalpark. Meine Mutter ist Biologin, als Kind habe ich in unseren Sommern in Griechenland alles zusammengesammelt, was ich gefunden habe." Das genaue Hinschauen und das bewusste Wahrnehmen der Schönheit der Natur seien ihre größte Inspirationsquelle.

Exoskelette und Implantate

Der 3D-Druck habe sich vor allem in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt, so Körner. "Das gleiche Material kann verdichtet und adaptiert werden, weicher und flexibler oder fest und stabil gemacht werden. Es ist wie in der Natur, eine Blume wächst aus einem Material, doch ihre einzelnen Teile unterscheiden sich in ihrer Struktur."

Das bestätigt auch Franz Haas, Professor und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik an der Technischen Universität Graz. "Inzwischen können sogar Exoskelette aus dem 3D-Drucker erstellt werden, dadurch kann Menschen ein Leben ohne Rollstuhl ermöglicht werden. Implantate, Platten und Schrauben werden im Drucker aus bioresorbierenden Materialien wie einer Magnesiumlegierung hergestellt, die sogar helfen, den Knochen zu stärken, und eine zweite OP nach einem Bruch oft nicht mehr notwendig machen", erklärt er.

Zudem sei es möglich, komplexere Strukturen zu erstellen, die mit einem normalen Werkzeug nicht möglich wären. Diese Komplexität ist auch, was Körner fasziniert. In Zukunft will sie daran arbeiten, ihre Produktpalette zu vergrößern und kleine Produkte größer zu denken. "Im Kleinen ist im 3D-Druck schon sehr viel möglich, doch mich würde interessieren, zu sehen, wie man diese kleinen Designs in einem größeren Maßstab in die Architektur übersetzen kann. Wie würde zum Beispiel das Design der HY Clutch an einer Fassade aussehen?"

Die Ausstellung im Geymüllerschlössel ist ein wichtiger Punkt für ihre Karriere, sagt Körner. "Die Dinge, die ich in den USA zeigen durfte, darf ich jetzt auch in Wien zeigen, das ist sehr besonders für mich." Die Ausstellung wird zudem von der Vienna Business Agency gefördert. Im Laufe des Jahres sollen noch mehr Produkte gelauncht werden, auch auf den Ausbau ihrer Lamella-Serie will sie sich fokussieren. Dafür werden mit großen 3D-Druckern stapelbare Säulen und Kaffeetische hergestellt.