Dass Miuccia Prada den richtigen Riecher für Trends hat, das muss man in der Modewelt nicht extra betonen - zuletzt der Ultramini, der von der Prada-Linie "Miu Miu" stammt. Wenn man aber einen weltweiten Hype erzeugt, dann sind alle Augen auf die nächste Fashionweek gerichtet. Und besonders ein Stück stach im Februar in Mailand ganz besonders heraus: das weiße Unterhemd. Angelehnt an den Männerklassiker, trugen Stars wie Hunter Schafer und Kaia Gerber das gute Stück als unverzichtbares Oberteil. Wir dürfen gespannt sein, ob hier der nächste Hype gezündet wurde. Dabei ist Prada alles andere als ein Fan von lautstarkem Trara. Neben der Mode gilt ihre große Leidenschaft der Architektur und der zeitgenössischen Kunst, davon zeugt nicht nur eine stattliche Kunstsammlung, sondern gar ein eigenes Museum in Mailand: die Fondazione Prada. Niemand geringerer als Stararchitekt Rem Koolhaas hat mit dem Architekturbüro OMA eine alte Brennerei in einen Ort der Kultur verwandelt. Kino und Café inklusive, Letzteres wurde stilecht von Kultregisseur Wes Anderson gestaltet.



Vielleicht ist es die Neugierde für alles, was nicht mit Mode zu tun hat, durch das die 72-Jährige ein Gespür für Trends entwickelt hat. Denn dass die gebürtige Mailänderin in die Modebranche wechselt, war nicht zwingend ausgemacht, obwohl sie einer traditionsreichen Familie entstammt, die feinste Lederwaren herstellte. Miuccia hatte zunächst anderes vor. Da wäre ihr Faible für Politik. Sie studierte Politikwissenschaften und promovierte auch darin. Dass sie in den 1970er-Jahren der Kommunistischen Partei beigetreten ist, ist nicht ohne Witz, immerhin ist sie heute Besitzerin eines Weltkonzerns, der jedoch noch immer zu 80 Prozent in Familienhand ist. Bevor sich die Designerin endgültig der Mode widmete, machte sie noch einen Umweg über die Schauspielerei. Dass Veränderung einer ihrer Motoren ist, zeigte sie vor zwei Jahren, damals machte sie den belgischen Stardesigner Raf Simons zum Co-Chefdesigner. Das heißt nicht, dass Miuccia Prada ans Aufhören denkt.

Wer die Geschicke des Konzerns irgendwann leiten soll, ist klar: ihr ältester Sohn Lorenzo Bertelli. Noch hält jedoch ihr Ehemann Patrizio Bertelli die Zügel fest in der Hand. Miuccia kümmert sich in der Zwischenzeit einfach um den nächsten großen Trend.