Warum hat man nicht die Warteschlange gewechselt, als es möglich war?  versinkt man in Ärger über sich selbst, während einem der Hintermann das Einkaufswagerl in die Kniekehlen rammt.

Evelyn Summhammer
Evelyn Summhammer © Severin Dostal

Wirtschaftspsychologin und Psychotherapeutin Evelyn Summhammerverrät, warum wir im Supermarkt immer das Gefühl haben, ausgebremst zu werden. "Es gibt Tage, an denen man freihat, wo man Zeit hat und wo es einem total gut geht. Da stellt man sich an irgendeiner Schlange an und denkt sich: Wurscht, wo ich stehe. Und dann gibt es Tage, an denen man einen Zeitplan hat. Und dann schaut man schon genau mit diesem Blick auf die verschiedenen Kassen und Schlangen und denkt sich: Wo stelle ich mich jetzt am besten an, damit es meinem Zeitplan entspricht. Dann entscheide ich etwas und glaube, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Wenn ich dann beobachte, dass ich mich doch falsch entschieden habe, werde ich sauer. Und zwar auf mich selbst", erklärt Summhammer wie die Wut in der flaschen Schlange steigt. "Das sind kleine Entscheidungen des Alltags, wo wir uns selbst enttäuschen. Ob das nun die Supermarkt-Kassa ist, ob es ein Konflikt mit dem Kollegen ist, ob es irgendetwas anderes ist. Es sind immer unsere Bewertungen, die uns letztlich in Stress bringen. Es ist nie die Situation, die uns beunruhigt und in den Ärger bringt. Es ist immer die Bewertung, die wir der Situation geben."

"Einheitsschlange" ist effizienter

Auch die Wissenschaft hat dieses Problem schon sehr genau unter die Lupe genommen. Bill Hammack von der University of Illinois hat zum Beispiel gezeigt, dass eine "Einheitsschlange", also eine einzige Schlange an drei Kassen effizienter ist als zum Beispiel drei Schlangen an drei Kassen. Begründung hierfür: Langsame Kunden halten nur eine Kassa auf, nicht aber die ganze Schlange. Bill Hammack erklärt es mit der Phsyik, dass man immer das Gefühl hat, an der falschen Kasse anzustehen. Denn auch, wenn es drei Kassen gibt, stehen die Chancen, dass eine andere Schlange schneller ist, zwei zu eins.Auch, wenn die Einheitsschlange effizienter ist, bevorzugen Kunden aus psychologischer Sicht einzelne Schlangen an den jeweiligen Kassen. Alleine deswegen, weil jeder für sich die Hoffnung aufrechterhalten will, die schnellere Schlange gewählt zu haben. Außerdem wirkt eine Schlange alleine schon wegen ihrer Länge abschreckend.

Der Marketingprofessor Ziv Carmon konnte übrigens auch nachweisen, dass Kunden vor allem dann in Rage geraten, wenn die Kasse zum Greifen nahe ist und sich das Tempo dann verzögert.