Strom kommt aus der Steckdose? Stimmt. Mit ihm laden wir unser Smartphone, füttern unseren Computer und er sorgt jeden Abend für beste Unterhaltung vor dem Fernseher. Aber wusstest du, dass der „Saft“ im Verborgenen noch viel mehr antreibt und zum Beispiel auch die Wasserversorgung vom Strom abhängig ist? Wir verraten dir alles Wissenswerte, was du über das Stromnetz wissen musst und was passiert, wenn plötzlich nichts mehr geht. Mit dem Strom ist es nämlich ein bisschen so wie mit einem guten Freund: Man merkt oft erst dann, was man an ihm hat, wenn er nicht mehr da ist.

Woher kommt unser Strom eigentlich?

Vereinfacht gesagt: Aus einem österreichweiten Netz, das von zahlreichen kleineren und größeren Kraftwerken gespeist wird. Strom als Energieform hat es aber an sich, dass er nicht gespeichert werden kann – er muss stetig fließen und es muss immer so viel eingespeist werden, wie verbraucht wird. Deshalb ist es nötig, dass auch das Netz 24 Stunden am Tag aufrecht bleibt und der Strom möglichst gleichmäßig, in der richtigen Frequenz, fließt – das nennt man Nennfrequenz, und sie sollte bei 50 Hertz liegen. Fällt oder steigt die Frequenz im Stromnetz zu sehr, kommt es zu Störungen, die im schlimmsten Fall zu einem Blackout, also einem großflächigen Stromausfall, führen können.

Strom aus der Leitung, rund um die Uhr - das halten wir für ganz selbstverständlich.
Strom aus der Leitung, rund um die Uhr - das halten wir für ganz selbstverständlich. © stock.adobe.com

Wie funktioniert das Stromnetz?

Damit ganz Österreich gleichmäßig und wie selbstverständlich mit Strom versorgt werden kann, ist ein engmaschiges Stromnetz nötig. Vorstellen kannst du es dir in etwa wie das Straßennetz. Die größten Stromleitungen – sozusagen die Autobahnen – sind die Hochspannungsleitungen mit 222.000 bis 280.000 Volt, die sich nicht nur durch Österreich, sondern durch ganz Europa ziehen. Dann gibt es Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen, also regionale Leitungen, die weniger Spannung führen und dafür sorgen, dass der Strom bei dir aus der Steckdose kommt.

Hochspannungsleitungen sind wie Autobahnen für den Strom.
Hochspannungsleitungen sind wie Autobahnen für den Strom. © stock.adobe.com

Wie kommt es zu Stromausfällen?

Strom hat eine ganz einfache Verhaltensregel: Er sucht sich immer den einfachsten Weg vom Produzenten – also beispielsweise einem Kraftwerk – zum Verbraucher – also deiner Steckdose. Kommt es bei einer der Leitungen im Netz also zu einer Störung und sie fällt aus, so weicht der Strom auf eine andere aus. Jede Leitung hat aber ihr eigenes Limit. Wenn das überschritten wird, unterbricht ein Leistungsschalter die Verbindung. Nun ist die Ersatzleitung also auch ausgefallen und der Strom muss wieder ausweichen und sich einen neuen Weg suchen, womit die Belastung der übrigen Leitungen weiter steigt. Im schlimmsten Fall kommt es so zu einer Kettenreaktion, das Netz wird instabil und es kommt zu großflächigen Ausfällen. Generell gilt übrigens, dass große Leitungen belastbarer sind als kleinere, weil sie mehr Spannung führen. Deshalb kommt es auch häufiger zu kleineren, regionalen Stromausfällen.

Kleinere, regionale Stromausfälle kommen vor und sind meist schnell wieder behoben.
Kleinere, regionale Stromausfälle kommen vor und sind meist schnell wieder behoben. © stock.adobe.com

Woher kommt der Strom, wenn er einmal fehlt?

Die Frequenz im Netz soll ja immer gleich hoch bleiben – aber was, wenn die Abweichungen einmal zu groß sind? In diesem Fall wird auf ganz bestimmte Kraftwerke – meist Wasserkraftwerke – zugegriffen, die quasi auf Abruf stehen. Diese werden vollautomatisch zugeschaltet, wenn die Frequenz im Netz zu niedrig ist und produzieren dann mehr Strom. Ist die Last zu hoch, werden sie wieder zurückgefahren, sodass weniger Strom eingespeist wird. So kommt es zu einem stetigen Ausgleich zwischen Strombedarf und Stromerzeugung. Für den reibungslosen Betrieb des Stromnetzes ist übrigens die Austrian Power Grid (APG) zuständig. Weil ganz Europa über ein gemeinsames, großes elektrisches Netz verfügt, stimmt sie außerdem die Stromimporte oder -exporte ab, denn damit die Auslastung im Netz immer gleich bleibt, helfen sich die Länder Europas auch gegenseitig.

Schwankungen im Netz können in der Regel ausgeglichen werden – dafür muss die Balance zwischen Stromerzeugung und Verbrauch stimmen.
Schwankungen im Netz können in der Regel ausgeglichen werden – dafür muss die Balance zwischen Stromerzeugung und Verbrauch stimmen. © (c) Agnieszka Rajczak - stock.adobe.com

Was hängt alles am Stromnetz – außer meine Steckdose?

Wenn du dir deinen eigenen Haushalt einmal in Sachen Stromverbrauch anschaust, wirst du ziemlich schnell deine Elektrogeräte nennen können: Da wären natürlich Smartphone, Laptop, Fernseher, der Backofen oder E-Herd und natürlich das Licht. Daneben gibt es aber auch noch Geräte, die wir gerne vergessen, einfach weil sie eher im Verborgenen agieren und irgendwie immer da sind – zum Beispiel der Kühlschrank oder der W-Lan-Router. Ganz ähnlich ist das auch, wenn du an die tägliche Versorgung denkst. Wusstest du zum Beispiel, dass auch die Versorgung mit Trinkwasser oder die Abwasserentsorgung von Strom abhängig ist? Auch die Heizung, Festnetz und Internet, unsere gesamte Infrastruktur und der Straßenverkehr, die Produktion von Gütern und das Finanzwesen brauchen „Saft“, um zu funktionieren. Diese Bereiche nennt man auch „Versorgungsinfrastruktur“, und wenn sie nicht mehr funktioniert, wird es ganz schnell ungemütlich. Stell dir vor, du willst Geld abheben, aber kein Bankomat funktioniert – dieses einfache Beispiel zeigt sehr gut, in welchen Bereichen wir vom Strom abhängig sind, ohne dass es uns bewusst ist.

Ohne Strom gibt es hier nicht nur keinen Fernsehabend, sondern auch keine Pizza und kein Bier.
Ohne Strom gibt es hier nicht nur keinen Fernsehabend, sondern auch keine Pizza und kein Bier. © stock.adobe.com

Was passiert, wenn der Strom wegbleibt?

Abgesehen von kleineren Stromausfällen kann es unter Umständen auch zu großflächigeren, sogenannten „Blackouts“ kommen. Das passiert dann, wenn die Frequenz im Netz nicht mehr ausgeglichen werden kann und zu weit über oder unter die angestrebten 50 Hertz fällt. Was ein Blackout von einem normalen Stromausfall unterscheidet, ist, dass in diesem Fall auch die Versorgungsinfrastruktur ausfällt oder nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Dann fällt zum Beispiel die Heizung aus, aus der Leitung kommt kein oder nur wenig Wasser oder der öffentliche Verkehr muss eingeschränkt werden oder fällt sogar ganz aus. Bei dir zuhause funktioniert der Kühlschrank wegen des Stromausfalls nicht mehr – ganz ähnlich kann in Lebensmittelgeschäften die Kühlung ausfallen, auch Kassensysteme funktionieren nicht mehr.

Kommt es zu einem Blackout, kann es auch mit der Trinkwasserversorgung schwierig werden.
Kommt es zu einem Blackout, kann es auch mit der Trinkwasserversorgung schwierig werden. © stock.adobe.com

Wie kann ich mich auf ein Blackout vorbereiten?

Damit hier keine Panik aufkommt: Das österreichische Stromnetz ist mit einer Verfügbarkeit von 99,99 Prozent eines der sichersten der Welt. „Gegen Blackouts gibt es umfassende, automatische Schutzmechanismen, die in Sekunden wirken,“ sagt etwa Kurt Misak, Experte für Versorgungssicherheit bei Austrian Power Grid. Trotzdem schadet es nicht, wenn du für den Ernstfall vorbereitet bist, denn durch den steigenden Stromverbrauch in unserem digitalen Zeitalter wird das Netz anfälliger für große Störungen. Lebensmittel- und Getränkevorräte, ein Notfallradio und Ersatzbeleuchtung sollten in jedem Haushalt vorhanden sein. Ziel ist es, dass du etwa zwei Wochen ohne Strom auskommen und autark leben kannst – dann bist du für den Ernstfall gerüstet. Der Vorteil: Wenn du auf ein Blackout vorbereitet bist, meisterst du so gut wie jede Krise.

Entstanden in Kooperation mit dem Zivilschutzverband Steiermark.