Die Wahrscheinlichkeit, einmal in seinem Leben nach Buchscheiden zu kommen, ist zugegebenermaßen gering. Der verträumte Ort in der Nähe der Kärntner Bezirksstadt Feldkirchen verströmt jede Menge ländliche Idylle. Auch dort, bei Hausnummer 10. Ein 400 Jahre altes Gutsgebäude erstrahlt in renoviertem Glanz, daneben das einstige Gesindehaus und Stallgebäude, das jetzt als Werkstatt und Wirkungsstätte dient. Thomas Schurian ist dort aufgewachsen und vor ein paar Jahren wieder heimgekehrt.

Beruf und Berufung haben den 36-Jährigen wieder zu den Wurzeln zurückkehren lassen. Ganz nach seinem Lebensmotto: „Beweg dich zurück zu deinen Wurzeln, zu Handwerk und Tradition“, sagt er und unterstreicht mit einem kräftigen Händedruck, wovon er spricht. „Ich war es leid, für Stangenware viel Geld auszugeben“, erklärt der passionierte Jäger auf dem Weg in die Werkstatt, warum er sich seit sechs Jahren auf die Fertigung von exklusiven Messern spezialisiert hat. Gemeinsam mit mittlerweile sechs Angestellten und einem Team von Graveuren, Designern, Steinfassern und Taschnern. So werden aus oft sehr vagen Ideen und Vorstellungen der Kundschaft wahre Kunstwerke.

Von Hand gefertigt

Einer davon ist das Königshaus von Abu Dhabi. Bei einer Messe in Nürnberg hat der Kärntner die Gefolgschaft des Scheichs von seiner Kunst überzeugen können. Zwei Jagdmesser vom Hoflieferanten aus Buchscheiden sind bereits in königlichem Besitz. Über den Preis ist beiderseitiges Stillschweigen vereinbart. Diesem sind ebenso keine Grenzen gesetzt wie der Individualität und Kreativität bei Design, Machart und der Auswahl des Materials.

„Es gibt keinen Rabatt, nach oben können wir immer verhandeln“, sagt der Herr der Klingen selbstbewusst mit einem Schmunzeln. „Wichtig ist, dass du dem, was du tust, treu bleibst und nicht unter deinem Wert verkaufst.“ Da macht es keinen Unterschied, ob es sich beim Kunden um den Scheich von Abu Dhabi, Tobias Moretti, David Alaba, Andreas Gabalier, Arnold Schwarzenegger oder eben seinen Nachbarn handelt.
Meistens überreicht er die neuesten Kreationen seiner Kundschaft höchstpersönlich: zuletzt an Paul Teutul senior, seines Zeichens Firmenchef und Produzent der legendären Orange-County-Motorräder. Im Büro der legendären Zweiradschmiede im US-Bundesstaat New York überraschte Schurian den Boss mit einem von dessen Familie in Auftrag gegebenen Geburtstagsgeschenk. Im Entstehen ist auch ein spezielles Auftragswerk für Russlands Präsident Wladimir Putin. Nach Fertigstellung und 900 Arbeitsstunden werden den Griff 46 Collier-Diamanten, Palladium-Platin und ein Doppelkopfadler auf der Klinge zieren.

Abgehobenheit ist Schurians Sache nicht und es soll letztlich nicht an den finanziellen Mitteln scheitern, will man selbst in den Besitz eines mehr oder weniger exklusiven Taschenmessers kommen. So kann man in Buchscheiden unter Schurians Anleitung selbst Hand anlegen, um ein Messer nach eigenen Vorstellungen zu fertigen. Ein Angebot, das auch immer mehr Unternehmen und Vereine in Anspruch nehmen. „Beim gemeinsamen kreativen Akt erleben Manager mit ihren Mitarbeitern einen völlig neuen Teamspirit“, staunt auch der Lehrmeister über die gruppendynamischen Prozesse, die da in seiner Werkstatt entstehen.