Ei in ’t groen – also Ei in Grün, das könnte er gegessen haben. Wir sprechen von hart gekochten Eiern mit Spinat und gerösteter Gerste. Oder den Paradieskuchen „Paradijskoek“ aus einer Roggen- und Weizenmischung mit karamellisiertem Apfel.

All dies und noch viel mehr kann man heuer in Flandern verkosten. Die belgische Region mit Verwaltung in Brüssel, in die die historischen Territorien der Herzogtümer Brabant und Limburg eingeflossen sind, erinnert zum 450. Todestag an ihren großen Sohn Pieter Bruegel den Älteren, der am Höhepunkt seiner Karriere von Amsterdam hierhergezogen war. Foodarchäologen, Spieledesigner, IT-Techniker und Kunsthistoriker haben ein Ausstellungs- und Veranstaltungskaleidoskop zusammengestellt, das zu lesen ist wie ein Bruegel-Bild: im Kreis.

In den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel zeigt die Ausstellung „Unseen Masterpieces“ seine Meisterwerke, zerlegt in Tausende Dateien und eine Milliarde Pixel.

Wer die Stufen auf die Aussichtsplattform am Stadttor Hallepoort von 1381 schafft, kann (ab 21. Juni) nicht nur auf das Brüssel von heute, sondern auch auf das Brüssel des 16. Jahrhunderts blicken. Der Trick funktioniert mit Virtual-Reality-Brillen. Und zwar so gut, dass sich ein Referenzpunkt in der Jetztzeit empfiehlt: einfach an der Turmmauer festhalten!

Peter Bruegel Bronzefigur vor der Kapellenkirche in Brüssel, in der der Maler begraben liegt. Stadtführerin Lora blickt ihm über die Schulter
Peter Bruegel Bronzefigur vor der Kapellenkirche in Brüssel, in der der Maler begraben liegt. Stadtführerin Lora blickt ihm über die Schulter © Eva Gabriel

Das Freilichtmuseum Bokrijk, in das viele flämische Originalgebäude aus dem 16. Jahrhundert transferiert wurden, widmet Bruegel ebenfalls ein großes Projekt. Bauten und Alltagsgegenstände scheinen direkt aus seinen Werken zu stammen, vor allem die Windmühlen.

In der Spielscheune können sich Besucher wie anno dazumal austoben: beim Reifentreiben zum Beispiel. Das Restaurant serviert Gerichte mit Zutaten aus der Volksküche des 16. Jahrhunderts. Der Shop verkauft Bruegel-Stelzen (aus dem Bild „Die Kinderspiele“). Mit einem „Augmented-Reality-Hutdesign-Wettbewerb“ können die Zuschauer sogar virtuelle Kopfbedeckungen aus Bruegel-Bildern „aufsetzen“.

Zurück in Brüssel zeigt der junge Kunsthistoriker Maarten Bassens Originaldrucke, von denen die Königliche Bibliothek eine große Sammlung besitzt („Bruegels Welt in Schwarz und Weiß“, ab 15. Oktober). Bassens klärt auch auf, dass man Bruegel wie Brögl ausspricht. Und nicht Breugel.

Der Brüsseler Bozar, der Palast der Schönen Künste, beteiligt sich mit zwei Ausstellungen am Themenjahr (und hat ein geschmackvolles Restaurant). Auf Spurensuche begibt sich auch in der Brüsseler Kapellenkirche, in der Bruegel geheiratet hat und in der er auch begraben wurde. Zehn Figuren scheinen dort den Gemälden des Meisters „entflohen“: Sie sitzen auf Altären, in Seitenschiffen – und lachen sich eins.

Das romantische Schloss Gaasbeek, zehn Kilometer westlich von Brüssel, zeigt zeitgenössische Künstler mit Bezug zu Bruegel – darunter auch eine bemerkenswerte Installation der Künstlergruppe Rimini Protokoll. Aber es lohnt alleine schon, seinen wunderschönen Barockgarten zu durchwandern (und ein paar Bärlauchblätter mitgehen zu lassen).

Auf Bruegels Gemälde „Der Blindensturz“ erkennt man die Kirche von Sint-Anna-Pede, die heuer den Ausgangspunkt einer Wander- und Radtour bildet. Wer sich auf den Weg macht, wird selbst Teil der Landschaftsbilder Bruegels. Muss aber feste Schuhe anhaben.

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