© © Helmut Lunghammer
© © Helmut Lunghammer


Wie haben Sie um die Hand Ihrer Frau angehalten?
Johann: Wie ich die Hand angehalten habe? Wo habe ich denn hingegriffen?
Johanna: Heute ist er übermütig! Heute hat er anscheinend nicht Fußweh. Du, die Dame nimmt das alles auf. Meinen Eltern hat er ja schnell gepasst. Dem Vater überhaupt, weil er beim Militär war und viel mitgemacht hat. Das Fotografieren habe ich schon gerne (an den Fotografen gewandt)! Die alten Leute, das ist ja nix schön.

Wie war Ihre Hochzeit?
Johann: Wie viele Leute waren wir?
Johanna: 50, mehr nicht.
Johann: Das war eher wieder besser, weil der Krieg ja vorbei war und man wieder eine Musi hat haben können. Kalt war’s.
Johanna: Und windig.
Johann: Da haben alle gesagt, dass wir nachher raufen werden. Aber wir haben nie gerauft. Früher sagte man, wenn der Wind bei der Hochzeit so stark geht, dann hat man ein schlechtes Beisammensein.
Johanna: Später dann ist aber nie ein Wind gegangen. Aber schon gar keiner, gell (fasst Johann an der Hand).
Und Sie haben wirklich nie richtig gestritten?
Johanna und Johann schütteln den Kopf.
Sohn Johann junior: Nur beim Kartenspielen, da streiten sie.
Johanna: Da geht’s wild um. Da muss ich schimpfen, weil er immer die Trümpfe hat.
Johann: Ich hab Glück, ich weiß nicht, wie du da immer tust.

Nach der Hochzeit sind ja bald schon die Kinder gekommen ...
Johann: Die waren alle brav.
Johanna: Der Walter hat gerne gelernt. Und der Hansi hat gerne gearbeitet, der ist daheim geblieben (zeigt der Reihe nach auf ihre beiden Söhne).

Siebzig Jahre verheiratet zu sein, ist eine Seltenheit. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?
Johann: Nicht streiten, schön miteinander leben und arbeiten. Wir haben uns immer ausreden können. Ich habe ja so viele Funktionen gehabt und war so viel unterwegs. Das war ja für den Betrieb nicht leicht. Wir haben gut leben können, weil bei so einem Betrieb könnte man ja viel streiten. Ich war immer fortschrittlich und habe Maschinen gekauft. Und die Mama hat öfter gesagt: Wie willst du das denn zahlen? Aber es ist gelaufen.
Heute sagen Sie Mama und Vati zueinander? Wie haben Sie früher zueinander gesagt?
Johann: Hannerl.
Johanna reagiert nicht.
Sohn Johann junior hilft nach.
Wie hast du zum Papa vor den Kindern gesagt? (etwas lauter)
Johanna: Was schreist denn so? Ja, „Hansl“ hab ich gesagt. Früher waren sie eh alle Hansl. Ich höre ja schon schlecht, aber man muss eh nicht immer alles hören.

Denken Sie, dass Ihnen die gemeinsame Arbeit am Hof auch geholfen hat, die Liebe so lange aufrechtzuerhalten?
Johann: Ja, freilich.
Johanna: Mei, ich werde schon ganz braun vor lauter Blitzen
(in Richtung des Fotografen, während sie im Fotoalbum blättert).
Mei, der Hansi hat sich nie fotografieren lassen wollen (zeigt auf ein Foto mit einem Buben in Lederhose). (Das nächste Foto zeigt Friedrich).
Der Fritzi wird in diesem Monat 60 Jahre alt, das ist ja gar nicht zu glauben. Die Hannelore, das war dann die Letzte, es waren halt so viele, ich kann nichts machen.
Johann: Hast ja geholfen (lacht verschmitzt).
Heute schickt man sich zum Beispiel SMS, geht ins Kino oder etwas essen. Wie hat man damals eine Frau umgarnt?
Johann: Früher war man halt, wenn irgendwo eine Musik gespielt hat oder es einen Tanz gegeben hat, beinander. Und dann habe ich sie heimbegleitet. Da waren wir vielleicht eine Stunde unterwegs. Vier Kilometer haben wir auseinandergewohnt.

Vielleicht haben Sie sich ja noch extra ein bisserl mehr Zeit gelassen ...
Johanna: Ein bisserl langsamer geht immer.

Was wünschen Sie sich füreinander?
Johann: Dass wir gesund bleiben.
Johanna: Ein bisserl noch zumindest, weil sonst haben wir umsonst gefeiert. In der Nacht liegen wir ja schon Rücken an Rücken, weil er auf der einen und ich nicht auf der anderen Seite liegen kann. Er wegen seinem Fuß, ich wegen dem Herzschrittmacher. Dann sag ich immer: „Schlafst schon?“ Der alte Mensch wird komisch (lacht).
Johann: Es passt genau so, wie es ist.