Als Sarah vor drei Jahren die Diagnose Asperger-Syndrom bekam, war es Erklärung und Erleichterung zugleich. So lange war sie anders gewesen, hatte nach dem Studium versucht, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ging zu Bewerbungsgesprächen und wurde immer wieder abgewiesen. Die 30-jährige Wienerin ist eine von rund 89.000 Menschen in Österreich mit autistischer Wahrnehmung. Bei ihr wurde das Asperger-Syndrom diagnostiziert, eine angeborene andere Reizverarbeitung im Gehirn. Schätzungen zufolge sind rund 19.000 Menschen dieser Gruppe ohne Beschäftigung, obwohl sie arbeitsfähig wären.

Genau das will der Verein „Specialisterne“ (dänisch für Spezialisten) ändern und Personen mit Autismus in den Arbeitsmarkt integrieren. Specialisterne wurde 2004 in Dänemark gegründet. In Österreich gibt es den Verein als Social Business seit 2011. Der Verein legt sein Hauptaugenmerk auf die einzigartigen Stärken von Menschen mit dem Asperger-Syndrom wie herausragende Präzision, Detailgenauigkeit und Konzentrationsfähigkeit.

Bestechende Ehrlichkeit

Deswegen geht man die Sache bei Specialisterne auch anders an, wie Kalbhenn erklärt. „Wir verwandeln diesen anscheinenden Nachteil in einen Vorteil für Unternehmen und damit auch für die Person mit Autismus. Wir sind keine Sozialeinrichtung. Es macht für Unternehmen wirtschaftlich Sinn, unsere Leute anzustellen, sie sind einfach schneller, besser, genauer und sie machen keine Fehler.“

Null-Fehler-Toleranz

Neben dem Telekommunikationsunternehmen sind auch Firmen wie IBM, ÖBB, RBI oder die Bank Austria langfristige Partner des Social Business. Sabine Bothe, Human-Resources-Geschäftsführerin bei T-Mobile, wo auch Sarah mittlerweile als Data Analyst arbeitet: „Mit Specialisterne haben wir einen Kooperationspartner gefunden, der uns die Chance eröffnet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, deren größte Stärke Genauigkeit, eine Null-Fehler-Toleranz sowie ein hohes Maß an logischem und analytischem Denken sind. Gerade im IT-Bereich sind diese herausragenden Skills für uns besonders wichtig.“

Nicht nur, dass Betroffene mithilfe von Schulungsmaßnahmen wie der „Talenteschmiede“ fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. Specialisterne bietet mit „Testing Pro“ mittlerweile auch zum vierten Mal eine Ausbildung zum Softwaretester an: „Wir haben zwei Softwarefirmen im Boot, Nagarro und Tricentis, die Zertifizierung und das Fachliche übernehmen“, so Kalbhenn. Von den zehn Teilnehmern der vergangenen Schulung konnten bereits acht als Softwaretester an Unternehmen vermittelt werden.