Die Idee einer großen Familie ist schön. Vater, Mutter, eine Handvoll Kinder, Bilderbuchfamilie perfekt. Aber dann: Willkommen in der Wirklichkeit! „Mamaaa, der äfft mich immer nach!“ „Papa, mein Bruder ist soo gemein!“ Die Kinder streiten, toben und weinen, manchmal den lieben langen Tag. Die Eltern sind genervt bis zermürbt und fragen sich: „Geht das auch anders?“

Es geht. Nicht mit Haudrauf-Methoden oder Instant-Tricks. Aber mit Geduld, Empathie und viel gutem Willen. „Grundsätzlich ist Geschwisterstreit wichtig, weil er die Konfliktfähigkeit stärkt. Aber als Eltern will man unnötige Streite um Lappalien natürlich vermeiden“, sagt Horst Pachler. Als Eltern dreier Kinder zwischen 4 und 11 Jahren kennen er und seine Frau Anita das Thema gut. „Mit der Geburt unseres dritten Kindes merkten wir, dass die Familiensituation sehr komplex wurde.“ Als Konsequenz daraus riefen die Pachlers letztlich einen Online-Familienkongress ins Leben, bei dem sie Experten zu Geschwisterstreit befragten. Und der von 7. bis 11. 3. im Internet stattfindet (siehe Infobox). Die Pachlers wollen ihr Wissen mit anderen teilen, „für mehr entspannte Familienmomente“.

Reihenfolge in der Familie achten

Eine wichtige Streitvermeidungstaktik etwa ist, auf die Reihenfolge in der Familie zu achten. Anita Pachler: „Das fängt bei Kleinigkeiten an wie eine Schokolade aufteilen. Zuerst bekommen wir Erwachsene ein Stück. Dann unser Ältester, dann der Mittlere und zum Schluss die Jüngste.“ Viele Eltern neigen dazu, stets den Kleinsten den Vortritt zu geben, was den Widerstand der älteren Kinder schürt. „Das ist wie in einer Firma: Auch dort glaubt der Angestellte, der schon lange dabei ist, mehr Rechte zu haben als neue Mitarbeiter.“


Was aber tun im Streitfall? „Mal abwarten und schauen, wie sich der Konflikt entwickelt“, betont Anita Pachler. Dazwischengehen sollte man erst, wenn ein Kind körperlich oder seelisch leidet. Dann die Kinder selbst Lösungen suchen lassen. Geschwisterstreit so zu lösen, sei ein zeitlicher Kraftakt – aber nachhaltiger, als einfach drüberzufahren. Denn: „Das Kind, das sich durch das Einmischen der Eltern als Verlierer fühlt, wird rasch einen neuen Konflikt anzetteln.“