In der US-Kleinstadt Punxsutawney herrscht tiefster Winter. Gestern schneite es, heute soll sich die Sonne zeigen. Wie so oft am 2. Februar. Warum das wichtig ist? Weil sich wieder Tausende Menschen aufmachen, ein einzelnes Murmeltier aus dem Winterschlaf zu reißen.

Ein paar Stockschläge auf den Bau, vorbei ist’s mit der Ruhe.  Waldmurmeltier Phil wird herausgefischt und hängt über dem Arm seines „Sprechers“ ab wie ein schlaffer Muff. Dann folgt die Wetterprognose, auf die Amerika gewartet hat: Wirft das Tier keinen Schatten, gut – dann kommt der Frühling. Wirft es einen, nicht gut – dann bleibt der Winter noch sechs Wochen im Land. Oder auch nicht, denn Phil „irrt“ sich ziemlich oft.

Brauchtum hat Wurzeln in Deutschland

Die Wurzeln dieses skurrilen Brauchs sind nicht im Wald von Punxsutawney zu finden. Deutschen Siedlern schreibt man zu, ihn aus der Heimat nach Amerika mitgebracht zu haben. Allerdings ging es dort um ein anderes „wetterkundiges“ Tier, den Dachs. Der Indogermanist Adalbert Kuhn etwa zitierte Mitte des 19. Jahrhunderts diese Bauernregel in Westfalen: „Wenn der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags (...) seinen Schatten sieht, so muß er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben.“

Winterschlaf: Heimische Alpenmurmeltiere bleiben zwischen sechs und neun Monate in ihrem Bau
Winterschlaf: Heimische Alpenmurmeltiere bleiben zwischen sechs und neun Monate in ihrem Bau © (c) ondrejprosicky - stock.adobe.com (Ondrej Prosicky)

Eine Bauernregel, die in Österreich gebräuchlich war: „Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ Das Wetter zu beobachten war essenziell, denn zu Lichtmess ist der Tag bereits eine Stunde länger als zur Wintersonnenwende.

Es war der Beginn des Bauernjahres. Knechte/Mägde bekamen nach Arbeitstagen im Stall/in der Küche den Lohn und zogen weiter, um sich eine neue Stelle zu suchen. Die Feldarbeit konnte wieder aufgenommen werden – wenn das Wetter mitspielte.

Wie zuverlässig ist Phil?

Mit der Vorhersage der letzten zwei Jahre lag Phil, das Murmeltier, richtig. Sonst aber so oft daneben, dass man ihm dafür sogar an den Kragen wollte. In den sozialen Netzwerken kursierte ein Bild von Phil an einem Galgen, weil der Frühlingsankündigung 2014 Schneestürme folgten. Wettervorhersagen sind nun einmal eine bitterernste Sache.