Tiroler Krebsspezialisten haben die Relevanz neuer Immuntherapien als wichtige Säule in der gegenwärtigen und zukünftigen Krebsmedizin hervorgestrichen. Derzeit sind es 20 bis 30 Prozent der Krebspatienten, bei denen eine solche Therapie anschlägt, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Mittels klinischer Studien soll künftig die "Dinosauriertherapie" Chemotherapie als alleinige Behandlungsform zurückgedrängt werden, sagte Christian Marth, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Nicht gänzlich ablösen, sondern ergänzen wolle man diese Form der Krebsbehandlung, ergänzte Dominik Wolf, Direktor der Universitätsklinik für Inneren Medizin V Hämatologie und Onkologie.

Paradigmenwechsel

Insgesamt habe es in dieser Hinsicht bereits einen Paradigmenwechsel gegeben, so Wolf. Die Immuntherapien, bei denen mit Hilfe von Medikamenten das körpereigene Immunsystem wieder gegen die Tumorzellen mobilisiert und aktiviert werden soll, seien bei diesem eine wichtige Säule. Die Immuntherapie fußt auf der Erkenntnis, dass das Immunsystem den Krebs nicht erkenne, weil die Krebszelle eine Art "Tarnkappe" trage, erläuterte Marth.

Doch das alleinige Heil liegt laut den Experten nicht in den komplementär oder als alleinige Behandlungsmethode zum Einsatz kommenden Immuntherapien. Auch Medikamente, die Eingriffe in die DNA-Reparatur vornehmen, existierten bereits, so Marth. Darüber hinaus beschrieb er die HPV-Impfung als ein Instrument, um 90 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.

Bei der Zielsetzung war man sich einig: eine "individualisierte Therapie", die unter anderem mittels klinischer Studien erreichbar sei. So würden Immuntherapien aufgrund von Forschungserkenntnissen in immer mehr Bereichen zugelassen. Für Lungenkrebs oder schwarzen Hautkrebs sei sie bereits als alleiniges Therapieverfahren im Einsatz, merkte Direktor Wolf an.