Spannend, was rund um Halloween so passiert. Jedes Jahr werden Gruselgeschichten ausgegraben. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn das große Gruseln könnte einem kommen, wenn wieder einmal die Kelten als Urheber des Brauchs genannt werden. Oder waren es gar die Amerikaner? So schrill wie die Nacht auf den 1. November teils auch hierzulande gefeiert wird, klingt das mehr als plausibel. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Man versuche immer, die Fäden zum Ursprung zu finden und darin liege auch der Fehler, betont Martina Edler vom Volkskundemuseum in Graz. Denn „einen Brauch bis zu den Kelten zurückzuführen, wäre wirklich unseriös“. Allzu gern werden die wilden Männer als Brauchtumsquelle ins Treffen geführt. Doch Halloween bezeichnet schlicht „All Hallows’ Eve“, den Tag vor Allerheiligen, und stammt aus Irland.

Von Irland nach Amerika

Samt Kürbis und Rüben schwappte der Brauch mit der Auswanderung der Iren an die Ostküste der USA, wo er sich „stark verbreitete“, wie Martina Edler sagt. „Mit der Rückwanderung der Bevölkerung kam er wieder nach Europa.“ Zuerst nach Paris – in den 1970er-, 80er-Jahren auch nach Österreich. Im Laufe der Zeit veränderte sich der Brauch. Neue Elemente kamen dazu. Doch ursprünglich war er wie jeder andere Brauch eine „Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit“, erklärt die Volkskundlerin.


Der Halloweenbrauch ist also nichts anderes als eine Bewältigungsstrategie, das Leben leichter zu meistern. Man wollte sich das Leben schöner und geselliger machen. „Bei Halloween kommt der Spaßfaktor dazu“, sagt Edler. Das sei nichts Neues, Fremdes oder Ungewöhnliches. „Auch rund um den Fasching hat man den Alltag belustigt.“


Die Unterteilung in gute und schlechte, alte und neue Bräuche sei einfach der falsche Zugang. Es stecke nichts Böses dahinter. Aber: „Jeder Brauch wird dann öd, wenn er andere beschädigt.“ Wenn einem etwa der Nachbar zu Silvester eine Rakete ins Zimmer schießt. Oder wenn zu viel Alkohol im Spiel ist. Auch traditionelle Rügebräuche können ganz schön unlustig werden – etwa „wenn man aufgezogen wird, weil man noch nicht verheiratet ist“, führt Edler aus.

Auch das Von-Tür-zu-Tür-Gehen ist nicht neu: „Heischebräuche wie Halloween gab es schon immer“, betont Edler. Bei „Frisch und g’sund“ am 28. Dezember jage man die Kinder auch nicht mit der mitgebrachten Rute davon. Früher wurden zu Allerheiligen Striezel gesammelt, erzählt die Volkskundlerin und bricht eine Lanze für „Süßes oder Saures“: „Man muss den Kindern schon zugestehen, einen Brauch für sich zu haben.“