
Jeder ist entzückt, wenn Sie von Ihrem Beruf berichten. Sie beschreiben den Alltag aber auch als „unromantisch“. Das kann doch nicht sein.
Klemens Pütz: Offensichtlich berühren uns Pinguine, obwohl sie nicht ins Kindchenschema passen – vielleicht ist es auch der aufrechte Gang, aber jeder findet sie süß. Im Gegensatz zur allgemeinen Vorstellung ist Pinguinforschung aber meist mit ungemütlichem Wetter, viel Gestank und einer dicken Schicht aus Exkrementen am Boden verbunden. Ich bin aber nach wie vor begeistert von meinem Beruf. Ich freue mich immer wieder, wenn ich von Pinguinen umgeben bin.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag genau aus?
Zu Hause sitze ich im Büro und werte Daten aus. Spannend wird es im Feld. Früher hatte ich ein Zelt, mittlerweile ist es meist eine kleine Hütte, wo ich dann für Wochen bis Monate hause.
Können Sie die Tiere eigentlich auseinanderhalten?
Die Tiere, mit denen ich arbeite, kann ich unterscheiden, weil sie kleine Markierungen mit Tesa-Gewebeband auf den Flügeln haben, die später abfallen.
Und wie wählen Sie sie aus?
Die melden sich freiwillig (lacht)! Wenn ich Satellitensender anbringe, um die Wanderung im Meer während der Brutphase zu verfolgen, muss ich beobachten, wer als Nächstes ins Wasser geht – Männchen oder Weibchen? Bei einer riesigen Kolonie muss man am Rand arbeiten, wo man Zugriff aufs Nest hat. Denn dahin kommen die Tiere zurück und bringen die kostspieligen Geräte, die ich ihnen vorher im Gefieder befestigt habe, nach Hause.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie in die Zivilisation zurückkehren?
Um in der Natur zu leben, muss man mit sich selbst klarkommen. Das gelingt mir. Aber wenn man lange in einem Zelt gelebt hat, ist man bei der Rückkehr ob der Menschenmassen schon überwältigt.
Wie geht Ihre Familie mit der watschelnden Konkurrenz um?
Meine Frau wusste, worauf sie sich einlässt. Wir haben ja auch auf den Falklandinseln geheiratet.
Nach mehr als 30 Jahren Berufserfahrung: Was kann man sich von den Pinguinen abschauen?
Wenn Pinguine in der Brutzeit sind, sind die völlig fokussiert. Daran denke ich, wenn ich durch die Stadt laufe und jeder mit seinem Handy spielt. Mit einem Handy würden Pinguine ihre Aufgaben nicht schaffen, das wäre zu viel Ablenkung. Ein bisschen mehr Fokussierung auf das Wesentliche im Leben täte den Menschen sicher gut.
Pinguine kuscheln sich bei Kälte zusammen, um sich zu wärmen. Wären sie da nicht auch ein Vorbild für unsere Gesellschaft? À la: Wenn alle zusammenhalten, ist es für den Einzelnen besser?
Das ist nur bei den Kaiserpinguinmännchen und bei Königspinguinküken der Fall. Sie arbeiten gut zusammen und wandern so, dass jeder nur einmal kurz auf der windigen Seite stehen muss und ansonsten den Schutz der Artgenossen nutzen kann. Wobei man schon sagen muss, dass Pinguine das aus rein egoistischen Motiven machen.
In Sachen Gleichberechtigung sind sie ja auch vorbildlich.
Ja, zumindest einzelne Arten. Das Extrem ist das Kaiserpinguinmännchen, das alleine mitten im antarktischen Winter das Ei ausbrütet, während sich die Gemahlin im Meer den Wanst vollschlägt und erst wiederkommt, wenn das Küken geschlüpft ist.
Wie geht es den Pinguinen?
Es gibt 18 Arten auf der gesamten Südhalbkugel, elf sind vom Aussterben bedroht. Meeresströmungen verändern sich und so werden die Wege zu den Nahrungsgebieten immer weiter.

Zum Buch
Klemens Pütz, 1960 in Bonn geboren.
Biologie-Studium an der Uni Kiel. Expeditionen in die
Antarktis und zu verschiedenen subantarktischen Inseln.
Unverfrorene Freunde. Klemens Pütz. Ullstein-Verlag, 20,60 Euro.
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