„Manche verlieben sich auf den ersten Blick, und manchmal dauert die Immobiliensuche mehrere Monate – das ist Glücks- und Typensache. In der Regel besichtigen Suchende allerdings rund 15 bis 20 Objekte, bevor sie sich endgültig entscheiden“, spricht Bernd Gabel-Hlawa, Geschäftsführer des Immobilienportals FindMyHome.at aus 17 Jahren Branchen-Erfahrung und gibt folgende Tipps:

1.    Im rechten Licht

„Für die Besichtigung wählt man am besten einen Termin tagsüber und vermeidet den Tagesrand. Denn so kann man nicht nur feststellen, wie viel Tageslicht einfällt, sondern kann sich auch am Lärmpegel orientieren“, so Bernd Gabel-Hlawa. Den testet man am besten sowohl mit offenem als auch geschlossenem Fenster aus. Das gibt bereits gute Orientierung, wo später einmal das Schlafzimmer oder das Kinderzimmer liegen könnte. Gabel-Hlawa ergänzt: „Findet man eine Immobilie wirklich interessant, ist auch eine Folgebesichtigung früh am Morgen oder Abends sinnvoll – so kennt man alle Facetten des Objekts.“

2.    Mit vereinten Kräften

Mit Unterstützung klappt die Wohnungssuche effektiver: Es ist immer sinnvoll, eine zuverlässige Begleitperson für eine zweite Meinung mitzubringen. Sie sieht Details, auf die man selbst vielleicht auf den ersten Blick weniger Wert legt. „Insiderwissen findet sich übrigens auch oft am Hausflur. Wer dort auf einen Nachbarn trifft, der kann gleich eine kurze Frage zur Wohnsituation stellen“, rät Gabel-Hlawa.

Bernd Gabel-Hlawa von FindMyHome.at
Bernd Gabel-Hlawa von FindMyHome.at © (c) © MICHAEL STELZHAMMER

3.    Prioritäten im Check

Vor der Besichtigung sollte man sich überlegen, was einem wirklich wichtig ist. Möchte ich einen Garten nutzen oder brauche ich Platz für mein Auto? Ein Fragekatalog für die Besichtigung hilft, die persönlichen Prioritäten im Auge zu behalten. So kann man gezielt zum Beispiel Parksituation, die Existenz eines Dachbodens und Kellers oder die öffentliche Anbindung abklären.

4.    Investition in die Zukunft

Bereits beim Besichtigungstermin ist es sinnvoll, an die Zukunft zu denken. Sind etwa Sanierungen im Haus geplant? Gabel-Hlawa: „Dann muss man als Mieter vor allem mit Lärmbelästigung, als Käufer auch mit zusätzlichen Kosten rechnen“. Zudem lohnt sich ein genauer Blick auf die Fenster, Türen, Heizung, Sicherungskasten bzw. Elektrizität und Wände. Ist etwas sanierungsbedürftig? Tritt Feuchtigkeit ein oder gibt es gar Schimmelbildung? Es ist wichtig zu wissen, welche Arbeiten in den nächsten Jahren oder sogar sofort investiert werden müssen. „Wer einen Installateur, Baumeister oder Maler oder sonstigen Handwerker im Bekanntenkreis hat, ist gut beraten diesen zu bitten, bei einer zweiten Besichtigung einer interessanten Immobilie mitzukommen“, rät der Experte.

5.    Zimmer, Küche, Kabinett

Viele Wohnungen werden mit Einrichtung an ihre Nachmieter vergeben. Sind Badezimmerarmaturen oder Küchengeräte vorhanden? Wird die Immobilie mit Möbeln übergeben? Und: In welcher Qualität wird die Einrichtung übernommen? Das gibt Aufschluss, mit welchen Kosten man für die Neuanschaffung bzw. den Austausch rechnen muss.

6.    (Nicht) Auf der Leitung stehen

Um die Waschmaschine oder den Fernseher auch in der neuen Wohnung in Betrieb zu nehmen, braucht es die richtigen Anschlüsse. Diese sind oft im Inserat oder in der Online-Anzeige nicht speziell gelistet. Gibt es einen Waschmaschinenanschluss in der Wohnung oder einen gemeinschaftlichen Waschraum im Haus? Welchen Internet- bzw. TV-Anschluss gibt es? Und: Wie gut ist der Handyempfang in der Immobilie? Am besten schon vorab die Vorlieben und Wünsche an Waschmaschine, Geschirrspüler und Co. bewusstmachen, zusammenfassen und vor Ort abgleichen.

7.    Zahlen kontrollieren

Um die monatlichen Nebenkosten besser einschätzen zu können, ist es sinnvoll, den Vermieter bzw. Verkäufer um Infos zu den laufenden Energiekosten für Strom und Heizung zu bitten und sich eine Betriebskostenabrechnung zeigen zu lassen. Achtung: Wenn die Immobilie in den Vormonaten nicht bewohnt war, dann sind die Kosten dementsprechend niedrig und geben nur wenig Aufschluss über tatsächliche Nebenkosten.

8.    Im Bewerbungsgespräch

Nicht vergessen: Man sollte auch selbst als zukünftiger Mieter bzw. zuverlässiger Käufer einen guten Eindruck erwecken. „Es ist absolut zulässig, dass der Vermieter bzw. Eigentümer persönliche Fragen rund um Alter, aktueller Adresse, geplanten Wohnpartnern, Arbeitsverhältnis und sogar Einkommen fragt. Nicht zulässig sind hingegen Fragen zur Sexualität, Religion, Hautfarbe des Wohnpartners, Nationalität, Krankheiten oder Schwangerschaft – diese Themen sind allein Privatsphäre“, so Gabel-Hlawa.

9.    Alles im Überblick

Wer viele Immobilien besichtigt, der verliert schnell den Überblick. Daher ist eine Checkliste zum Ausfüllen sinnvoll: Zur Vergleichbarkeit verwendet man am besten immer dieselbe Vorlage, um Details rund um Ausstattung, Preis und Co. zu notieren. So weiß man auch nach ein paar Wochen noch, welche Wohnung den großen Balkon oder das schöne Schlafzimmer hatte.