Die Euphorie über das Hightech-Gerät unter den Füßen erfährt eine Vollbremsung: „Was wir hier machen, ist Pflugfahren“, zieht der Lehrmeister einen drastischen, aber begründeten Vergleich: „Man kann auch Skifahren nicht binnen eines Tages lernen und gleich eine Buckelpiste hinunterfahren.“

Und daher rät Gerhard Zadrobilek - einst erster Profi, der sowohl mit dem Rennrad als auch mit dem Mountainbike Weltcupsiege feiern konnte - zu einem Fahrtechnikgrundkurs, bevor man sich mit einem Mountainbike ins Gelände wagt. Ob ein muskelkraftbetriebenes Modell oder eines mit Elektromotor, ist egal: Eine adäquate Ausrüstung sowie eine richtige Fahrtechnik senken modellunabhängig die Unfallgefahr und das Verletzungsrisiko. Denn ein ungeschützter und ungebremster Aufprall mit 25 km/h entspricht einem Sturz aus zweieinhalb Meter Höhe.

Mehr Fahrspaß

Damit es nicht so weit kommt, müsse unter anderem darauf geachtet werden, dass Rahmengröße und -art sowie Reifendimension an Körpergröße und bevorzugte Einsatzgebiete angepasst sind. Eine (fixierbare) Federgabel gehört (fast) schon zur Grundausstattung, ein „Fully“ (voll gefederter Rahmen) bringt bergab ein deutliches Plus an Fahrspaß.

Handschuhe und Helm gehören zur Pflichtschutzausrüstung. Handschuhe sorgen für einen besseren Halt und schützen bei einem Sturz die Handflächen. Den Helm auch beim Bergauffahren tragen. Gerade mit E-Bikes ist auch beim Hinaufkraxeln die Geschwindigkeit nicht zu unterschätzen.

Wobei die Sparte der E-Mountainbiker diesbezüglich als fahrlässig gilt. Während 87 Prozent der normalen Mountainbiker mittlerweile einen Helm tragen, sind es bei den E-Bikern nur 70 Prozent, rechnet Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit vor.

Die richtige Bremstechnik

Zadrobilek hat mittlerweile einen dicken Ast als „Stopptafel“ an den Rand des Schotterwegs gelegt und erklärt die richtige Bremstechnik: Die Pedale in eine waagrechte Position bringen, Gewicht nach hinten über den Hinterreifen verlagern, vorne in den Armen locker bleiben. Bei den ersten Versuchen mit der Hinterradbremse bricht das Hinterteil bockig aus. Um dieses Ausscheren zu minimieren, müssen die Oberschenkel und Knie möglichst eng gehalten werden. Fast noch wichtiger wird die richtige Gewichtsverlagerung beim Bremsen mit der Vorderbremse. Fingerspitzengefühl ist gefragt. „Es geht darum, sich an den optimalen Druckpunkt, an dem das Rad dann blockiert, heranzutasten“, sagt Zadrobilek.

Die größte Bremswirkung und damit den kürzesten Bremsweg erreicht man, wenn beide Bremsen richtig dosiert zum Einsatz kommen. Pausenloses „Schleifenlassen“ der Bremsen minimiert dagegen nicht nur die Bremswirkung, sondern kann auch zu gefährlicher Überhitzung und einem Totalausfall kommen. „Wobei man aber auch lernen muss, den Untergrund richtig einzuschätzen und zu ,lesen'“, mahnt der Profi und verweist noch auf die unterschätzte Bedeutung richtig dimensionierter Bremsen. Nicht nur, dass dank Motorunterstützung gewichtigere Personen den Berg hinaufkommen, auch die Räder selbst sind mit rund 20 Kilo mehr als doppelt so schwer wie konventionelle Mountainbikes. So kommt man schnell auf ein Gesamtgewicht von über 100 Kilo. „Da bei den Bremsen zu sparen, kann böse enden“, warnt Zadrobilek.

Bitte schalten!

In puncto Fahrtechnik rät er auch bei Motorunterstützung, bergauf „nicht schaltfaul“ zu werden. Als Richtwert für den Muskelantrieb nennt er 80 (Pedal-)Umdrehungen pro Minute. „Und vorausblickend fahren, den Weg sondieren, Wurzeln immer im rechten Winkel anfahren und bei Anstiegen rechtzeitig zurückschalten.“ Und die Routenplanung an die eigene Kondition und die Akkuleistung anpassen. „Ansonsten hat man ein sehr schweres Bike zu schieben“, lacht Zadrobilek.