Tiere gibt es im Bayerischen Wald beinahe so viele wie Bäume. Ein ganz besonderes (Un)-Tier lebt in einer finsteren Höhle nahe der hübschen bayerischen Grenzstadt Furth im Wald. 16 Meter misst das Vieh, das elf Tonnen auf die Waage bringt, Feuer speit und auf Befehl einschlafen kann.

Die Rede ist vom „größten Männerspielzeug der Welt“, dem mechanischen Drachen-Schreitroboter der Further, der von vier Personen per Joystick bedient wird und ein Mal im Jahr im August für zwei Wochen beim „Drachenstich“ seinen großen Auftritt hat.
Der, im Laufe der Jahre immer furchterregender anmutende Drache mit Anleihen in Hollywood ist neu, seine Geschichte alt. Katharina Drescher-Seidl, Stadtführerin in der Grenzstadt, kennt alle ihre Varianten: „Wir haben den Drachenstich seit 500 Jahren.

Kennt sich mit feuerspeienden Ungeheuern aus: Katharina Drescher-Seidl, Stadtführerin in Furth im Wald
Kennt sich mit feuerspeienden Ungeheuern aus: Katharina Drescher-Seidl, Stadtführerin in Furth im Wald © Michaela Kanatschnig

Damals hat man dabei an den Heiligen Georg gedacht, den Drachentöter aus der Bibel.“ Der katholische Dompfarrer wollte dem Festspiel 1879 allerdings den Garaus machen. „Aber die Further ließen sich das nicht verbieten. Man ließ die Geschichte vom Heiligen Georg weg und erzählte eine neue“, sagt Drescher.

Das Böse verändert seine Form

Auch der Drache selbst hat sich im Laufe der Zeit verändert: War er früher das „Böse aus Böhmen“, so verkörpert das Untier nun das Böse unter den Menschen. Der Krieg der Menschen ist es, der den Drachen frei setzt. Das Spektakel zieht alljährlich zahlreiche Touristen an, Kinder fürchten sich, so versichert Drescher-Seidl, nicht vor dem Monster.

Unsere fünfjährige Karla bleibt dennoch zweifelnd vor dem Kleiderhaufen stehen, der am Eingang der Drachenhöhle liegt: Sie hat einen Kinderturnschuh darin gefunden. Sicherheitshalber lasse man den Drachen auch nach seinem Festspiel-Tod wieder auferstehen, berichtet Drescher-Seidl – zu echt sei mittlerweile sein Tod.

Tiere zum Angreifen

Uli Stöckerl’s Tiere wiederum sind die „Normalos“ im Tierreich. Umso erstaunlicher ist es, wie spannend und unterhaltsam eine Führung mit ihm in seinem Wildgarten in Furth ist. „Wer die Erdkröte küsst, kriegt blond, blauäugig, weißen BMW, Aktienpaket“, sagt Stöckerl, der von seinen kleinen und großen Besuchern genauso bestaunt wird, wie die Tiere, die er aus Regentonnen oder dem Gebüsch fischt. Alle freuen sich, wenn sie eine 15 Zentimeter große Teichmuschel in der Hand halten und eine Ringelnatter streicheln dürfen. Stöckerl zeigt keine Filme, verweist auf keine Internetseiten, „Ich zeige das Echte“, sagt der Mann in der Ranger-Kluft mit löchrigem Strohhut. Seit 27 Jahren macht Stöckerl Führungen durch seinen Wildgarten, 500 sind es pro Jahr. Vor 30 Jahren wollte er Fördermittel für seine Wildgarten-Idee vom Staat: „Gott sei Dank habe ich damals keine bekommen“, sagt er heute, denn dank seiner vielen „Schnapsideen“ konnte er den zehn Hektar großen und 2000 Meter Wege umfassenden Garten nach seinen eigenen Vorstellungen bauen.

Uli Stöckerl zeigt seine Wildtiere her
Uli Stöckerl zeigt seine Wildtiere her © Michaela Kanatschnig

Niemand spuckt

Konkrete Vorstellungen hat auch Conny Kerscher: Sie züchtet auf ihrem Sun-Star-Alpaca-H of in Trefling Alpacas, 36 hat sie bis jetzt, 100 sollen es irgendwann werden (wobei sich diese Zahl stets nach oben zu verändern scheint). Kein Wunder, denn Alpacas sind so ziemlich das Flauschigste und Süßeste, das man im Bayerischen Wald finden, lieb haben und der Leine führen kann. Rund zwei Stunden dauert eine Wanderung mit dem weißen Valentin an der Hand. Karla liebt ihren Valentin zwar von Anfang an heiß, verlegt sich aber doch lieber aufs Füttern denn aufs Führen ihres Wanderkollegen: (Noch) ist er schließlich größer als sie.

Mittelgroß, aber oho

Kaum Tiere, dafür umso mehr Menschen erklimmen an sonnigen Wochenenden den Großen Arber, eine Gondel macht es allen leicht, das Gipfelplateau zu erreichen. Andreas Stadler, zuständig für Marketing und Kommunikation, weiß von 500.000 Gästen, die jedes Jahr den höchsten Berg des Bayerischen Waldes erklimmen.An diesem Samstag scheinen die meisten von ihnen denn auch zugegen zu sein: Für die bergerprobten Österreicher mag ein 1456 Meter hoher Berg eher zur Kategorie Hügel zählen, doch die Touristiker im Bayerischen Wald machen fehlende Größe mit gutem Marketing wett: Insgesamt zwölf Eintausender kann man hier in einer mäßig schweren Bergtour erwandern, der „Goldsteig“ bietet Blicke über das Waldmeer von Bayern und Böhmen.

Tiere drinnen und draußen

Auch im „Ulrichshof Baby und Kinder Bio Resort“ in Rimbach gibt es Tiere – drinnen und draußen: Die einzige Enttäuschung an einem ansonsten tierisch guten Familienurlaub kennt unsere Fünfjährige: In unserem Hunde-Zimmer gibt es nämlich gar keinen echten Hund. Selbiges gilt auch für das Hasen-Zimmer nebenan und auch für das Pferde-Zimmer  - Gott sei Dank.