Musikalisches Fin de Siècle in voller Pracht gab es beim styriarte-Konzert im Stefaniensaal. Eigentlich wollte Brahms mit seinem Streichquintett in G-Dur, op. 111, als Opus Magnum Schluss mit dem Komponieren machen. Aber nichts da! Welch ein Sammelsurium an kulturellem Inventar der Donaumonarchie sich darin finden lässt! Besonders überzeugte die Strahlkraft Strauss'scher Walzer-Anklänge im Kopfsatz und der Kontrast im elegischen Adagio. Der Namensgeber des ausführenden Zemlinsky Quartet (mit den Gästen Josef Kluson und Michal Kanka) folgte im Programm mit den zwei erhalten gebliebenen Ecksätzen seines Streichquartetts in d-Moll. Vor allem das Finale gelang fidel.

In der zweiten Halbzeit dann Arnold Schönbergs Meisterwerk „Verklärte Nacht“. So viel Brahms, so viel Tristan werden in dieser inneren Handlung offenbart. Trotz kleiner zwischenzeitlicher Durchhänger nahmen die Prager Musiker in ihrer Darbietung den Expressionismus vor allem gestisch vorweg. Das Brahms-Scherzo als Wahl der Zugabe ruinierte jedoch leider das sanfte Ende des Streichsextetts mit seiner magischen Aura des Jahrhundertwende-Geistes.

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