Der styriarte-Intendant Mathis Huber hat 2018 das Festivalmotto „Felix Austria“ gewählt, weil er befürchtet, dass die Österreicher vergessen, dass sie sich glücklich schätzen dürfen. Huber: „Es ist ein Geschenk der Geschichte. Das Ergebnis von langer, langweiliger Arbeit politischer Einrichtungen und Institutionen. Das ist nicht so sexy, aber unser gesellschaftliches Glück wird von faden Institutionen verwaltet, die uns davor bewahren, dass irgendwelche merkwürdige Individuen kommen und Grundgesetze aushebeln, weil das den Leuten gerade gefällt.“ Für Huber war und ist die Offenheit für das Fremde eine Grundbedingungen fürs österreichische Glück. „Unser kultureller Reichtum ist die Frucht von Offenheit und Neugier. Denken wir nur an die k. u. k. Zeit.“

Welche Rolle spielt da nun die Kunst? Die Zeiten, als Theater Orte waren, wo das bürgerliche Aufbegehren gegen die Verhinderung des allgemeinen Glücks gärte sind ja vorbei. 1848 kam es in Graz nach einer Vorstellung von Schillers „Don Karlos“ zu spontanen Protesten gegen die Obrigkeit. Die Revolution in Belgien brach 1830 nach einer Aufführung von Aubers nationalistischer Oper „Die Stumme von Portici“ los. Heute sind die Konzertsäle und Opernhäuser Orte, in denen es friedvoll bis langweilig zugeht. Auch das kann man als zivilisatorische Errungenschaft deuten. Ist die Kunst aber heute zum Schmiermittel des Kapitalismus geworden? Ein Refugium, wo Wünsche und Vorstellung nach einer anderen, gerechteren Gesellschaft, kanalisiert, kontrolliert und letztlich befriedet werden? Ist die Kunst nur mehr Kumpanin der weltumspannenden Wohlstands-Individual-Erlebnis-Hedonismus-Wurstigkeit oder mehr?

Für Mathis Huber ist das Glück, das das Erlebnis Kunst produziert, auf indirektem Weg gesellschaftsverändernd. „Glücklichere Menschen neigen dazu, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Das sind keine Biester. Wir benötigen solche Menschen, die unsere offene Gesellschaft haben wollen und sie tragen. Wir liefern ihnen Stoff, glücklich zu sein“. Man wird es sehen. Von 22. Juni bis 22. Juli bei der styriarte.