In der Austria Presse Agentur, der österreichischen Nachrichtenagentur, setzt man auf die Schulung der Redakteure, erklärt Florian Schmidt von APA-MultiMedia.

Wo in Ihrem Arbeitsalltag stoßen Sie auf gefälschte Bilder?
Florian Schmidt: Wir haben den Vorteil, dass in Österreich selbst ziemlich wenig Fake-Material existiert und das vorhandene ist meistens relativ leicht zu überführen. Man merkt das vor allem dann, wenn größere Ereignisse anstehen wie Wahlen, der Akademikerball oder der Song Contest. Meiner Einschätzung nach sind es aber nicht Geschichten, die bewusst bearbeitet worden sind, sondern es passiert viel mehr ein Reframing.

Geht das eher von privaten oder offiziellen Accounts aus?
Florian Schmidt: Ich denke von beiden, weil jeder versucht sein eigenes Weltbild mit scheinbaren Fakten zu unterstützen. Natürlich versucht jeder Fake auf irgendeine Art zu emotionalisieren.

Gilt das für Videos gleichermaßen?
Florian Schmidt: Noch sind Bilder die größere Gefahr. Aber die Leute wissen mittlerweile, dass man Bilder fälschen kann. Bei Videos und Deepfakes gibt es dieses Bewusstsein noch überhaupt nicht. Das wird in den nächsten Jahren wirklich problematisch werden.

Die Deutsche Presse-Agentur hat im vergangenen Jahr eine eigene Faktencheck-Abteilung installiert. Wie wird das bei der APA gehandhabt?
Florian Schmidt: Die Verifikation ist ein Teil der normalen Recherche. Eine Nachrichtenagentur trägt  aber eine zusätzliche Verantwortung. Sie ist ein Verifikateur, weil die Redaktionen ihre Nachrichten übernehmen. Unser Ziel bei der APA ist es, dass jeder Redakteur ein grundsätzliches Know-how zu den bestehenden Recherchekenntnissen bekommt und selbst Inhalte aus den sozialen Netzwerken verifizieren kann.

APA-Redakteur Florian Schmidt
APA-Redakteur Florian Schmidt © KK

Kann Fact-Checking automatisiert werden?
Florian Schmidt: Das versuchen derzeit viele Firmen. Diese Tools prüfen die Inhalte in vielen kleinen Schritten und geben  am Ende in Prozent aus, wie wahrscheinlich es sich um einen Fake handelt. Das Problem ist, dass man die ganzen Schritte verstehen muss. Im Endeffekt muss jeder dieser Schritte zuverlässig sein und man muss noch einmal überprüfen, ob alles funktioniert hat. Deshalb bin ich da noch skeptisch.

Wie sehen Sie die künftige Entwicklung?
Florian Schmidt: Ich denke, die Erstellung der Fakes wird immer ausgeklügelter und organisierter. Wir sind sicher nicht am Ende  dieser ganzen Fake-Geschichte, sondern erst am Anfang. Es ist eine Art Wettlauf. Es gibt viele Communities, die Spaß daran haben, falsche Inhalte zu verbreiten. Diese Leute verbringen Stunden damit und wir machen das neben der täglichen Arbeit. Da sind wir von Haus aus einen Schritt hinterher. Das gilt es mit unserem Know-how wettzumachen.