Die Amore trägt Trauerrand, Tante Ceccarelli ernste Miene, sogar die Cousinen benehmen sich, die Bussis sind tränenbenetzt und der Schnaaaaaps wird hauptsächlich gekippt, um den Schmerz zu betäuben. Ciao, Leichtigkeit des Seins, das Leben ist mit brutaler Kaltschnäuzigkeit in die Musik gegrätscht. Wanda-Keyboarder Christian Hummer ist 2022 an Krebs gestorben und im Jahr darauf musste Marco Wanda den Tod seines Vaters verkraften.

Unter diesen Vorzeichen wurde heute, Freitag, das sechste Wanda-Album veröffentlicht. Es trägt den Titel „Ende nie“, und das passt gut zu den zwölf Titeln. Denn, um es vorwegzunehmen, in den neuen Songs geht es nicht nur um die Schwerkraft des Todes, sondern auch um die Heilkraft der Musik und die Potenzierung davon durch das gemeinschaftliche Erleben. Den Interview-Marathon vor der Veröffentlichung musste Marco Wanda dennoch abbrechen, zu groß war die emotionale Belastung.

Zu einer solchen gerät gleich der erste Song auf dem Album, der – man kann es nicht anders ausdrücken – von herzzerreißender Intensität und Intimität und direkt an den Vater gerichtet ist, der das Demo von „Bei niemand anders“ noch hören konnte, bevor er starb. „Und wenn du glaubst, dass es endet, bin ich da und ich halt dich fest.“ Zeilen, die von tiefer Trauer um einen geliebten Menschen zeugen, der bei den Konzerten seines Sohnes immer in der ersten Reihe stand, wie Marco Wanda in Interviews erzählt. Der Vater ist nicht mehr da, aber Worte und Zeilen wie diese bleiben: „Und wenn du untergehst, küss ich dich und atme in dich rein.“

Auch andere Songs auf dem Album tragen den Verlust in sich und die Hilfslosigkeit, damit umzugehen („Therapie“). Es geht aber auch darum, wie man sich selbst angesichts von Schicksalsschlägen verändert und neu aufstellt. In „Wachgeküsst“ singt Marco Wanda: „Aus meinem Spiegel schaut ein neuer Mann auf mich zurück.“ Wer ihn wachgeküsst hat, bleibt offen: eine Frau, das Leben, egal. So trivial das klingen mag: Wenn etwas endet, beginnt etwas Neues. Und dieses Neue beginnt oft beim Betroffenen selbst.

Vor zwölf Jahren sind Wanda angetreten, um die Renaissance des verstaubten Austro-Pop einzuläuten. Sound und Songs waren erdig, räudig, rauschhaft, lebensprall, unbekümmert, schön grindig wie eine speckige Lederjacke. Diesen enthusiastischen Strizzi-Rock und die Gassenhauer dazu sucht man auf diesem Album freilich vergeblich. Der Sound ist poppiger geworden, die Stimmung naturgemäß verhalten. Aber es ist wohl auch kein Album, das man mit normalen Maßstäben messen kann. Ordnen wir es unter Trauerarbeit ein.

Auf dem Albumcover sind die drei übrig gebliebenen Wanda-Musiker neben einem verunglückten Auto zu sehen. Es raucht aus dem Fahrzeug, die Musiker sind dreckverschmiert und lädiert, aber sie leben. „Es tut weh, so weh. Und mit jedem Tag wirds ein bissi besser“, heißt es im Song „Kein Ende nie“. Und weiter: „Mit jedem Jahr wirds echter.“ Das neue Wanda-Album ist nicht wirklich gut, aber es ist echt.

Albumtipp. Wanda. Ende nie. Universal.
Live. 19. Juli, Freiluftarena Graz, 20. Juli Burg Klam.

Das Cover des neuen Albums
Das Cover des neuen Albums © Universal