Teaches of Peaches

Laut, unangepasst und immer für eine provokante Bühnenshow bekannt: Die kanadische Electroclash-Sängerin Merrill Nisker alias Peaches ist ein Phänomen. Der Österreicher Philipp Fussenegger und seine deutsche Kollegin Judy Landkammer haben ihren Werdegang in „Teaches of Peaches“ dokumentiert. Zu sehen sind Weggefährten wie Chilly Gonzales, Feist und Peaches‘ Partner Black Cracker. Der Film ist eine wilde Ode an die Freiheit der Kunst, mit abgefahrenen Kostümen – ein feministischer Appell, mit Konventionen zu brechen. Hinter all den Gesichtern, die Peaches annimmt, scheint ihre Persönlichkeit am stärksten durch. (sg) ●●●●○

Auf trockenen Gräsern

Samet (Deniz Celiloğlu) ist frustriert. Es ist der vierte Winter, den der Kunstlehrer in der ostanatolischen Provinz absolvieren muss, bevor er zurück nach Istanbul darf. Er wohnt mit Kenan (Musab Ekici), der aus der Gegend stammt, unter einem Dach. Die Fotografie spendet Samet Ablenkung unter der dicken Schneedecke. Als Nuray (Merve Dizdar) in sein Leben tritt, wird alles schwieriger. Sie ist Opfer eines Anschlags und sie kritisiert seine misanthropische Haltung. Zudem wird ihm unangemessenes Verhalten einer Schülerin gegenüber vorgeworfen. Ein soghaftes, bildgewaltiges 197-Minuten-Epos des Türkei-Chronisten Nuri Bilge Ceylan, das von einem gespaltenen Land erzählt. (js) ●●●○○

Pandoras Vermächtnis

Als Spielfilm-Romanze wäre die Beziehung von Trude Pabst zu ihrem Mann, dem berühmten Wiener Stummfilm-Regisseur G. W. Pabst, turbulent. Angela Christlieb hat die Biografie kurzweilig und wunderbar dicht dokumentiert. Sie bedient sich an Briefen und Tagebüchern ihrer Protagonistin sowie an Filmbildern. Politisch war das Paar nicht ohne, NS-Regisseurin Leni Riefenstahl war eine Freundin. Drei Enkel machten sich auf die Suche nach ihrer Familienhistorie: Umweltaktivistin Marion, Komponist Daniel, Dinosaurierforscher Ben. Es kommen Traumata ans Licht, die sich auf die Nachkommen übertragen. Der Pabst-Patriarch war privat weit weniger progressiv als in seinen frühen Filmen. (maw) ●●●●○

Tarot

Benutze nie ein fremdes Tarot-Deck. Das bringt Unglück. Oder in diesem Fall sogar den Tod. College-Studentin Haley (Harriet Slater) und ihre Clique (unter anderem Jacob Batalon aus den „Spider-Man“-Filmen) haben sie für ein Wochenende in ein Herrenhaus zurückgezogen. Wie es die Regeln des Horrorgenres verlangen, entdecken sie dort ein altes Tarot-Deck. Haley, die sich zufällig mit Kartenlegen auskennt, beginnt ihren Freunden ihre Zukunft vorherzusagen. Dumm nur, dass das Deck verflucht wird. Die Figuren trachten den Jungen nach ihrem Leben. Das ist so banal und langweilig, wie es klingt. Auch wenn die Idee eigentlich Potenzial hätte. (sg) ●○○○○

Nightwatch 2: Demons are Forever

1994 trieb Regisseur Ole Bornedal mit „Nightwatch“ Nikolaj Coster-Waldau als von Morden heimgesuchter Nachtwächter in den blanken Wahnsinn. Heute gilt der Schockthriller des Dänen als Kult, sein Hauptdarsteller gelangte durch die Rolle des Jamie Lannister in „Game of Thrones“ zu Weltruhm. 30 Jahre später geht der Horror weiter und hat die nächste Generation erreicht: Medizinstudentin Emma (Fanny Leander Bonedal) nimmt jene Stelle an, die ihren Vater (Waldau) damals mit Serienkiller Wörmer (Ulf Pilgaard) in Kontakt geraten ließ. Wie in Fortsetzungen von Slashern derzeit üblich, steht nicht ausschließlich der Schrecken im Vordergrund. Neben routinierten Gruseleffekten werden alte Wunden aufgerissen und familiäre Traumata konfrontiert – untermalt von pseudo-tiefsinniger Taschenbuchpsychologie. Die nervenaufreibende Spannung bleibt aufrecht, der Überraschungsfaktor des Originals fehlt aber. (pog) ●●●○○