Der Blick des Cowgirls, das von der Fassade des Wiener Volkstheaters blickt, lässt keine Fragen offen: Es wird zum „Showdown“ kommen. So betitelt Direktor Kay Voges seine letzte Saison 2024/25, bevor er das Schauspiel Köln übernehmen wird. Für Wehmut oder gar eine Bilanz sei es noch viel zu früh, sagt er nach der Spielplan-Präsentation zur Kleinen Zeitung. „Ich starte mit großer Vorfreude in die letzte Spielzeit. Es ist ein herausforderndes Programm – radikal gegenwärtig und radikal leidenschaftlich.“ Bei einem Kartenspiel, so Voges, kämen am Ende alle Karten auf den Tisch. Einen Showdown verstehe er als Höhepunkt, als Finale, aber auch als die Zeit der Abrechnung. „Das Schöne ist: Es steckt das Wort Show drinnen. Wir werden unser letztes Hemd geben.“ Ab 14. April 2025 kommt es zum „Showdown vom Showdown“ mit 34 Dernièren von Aufführungen aus den letzten fünf Jahren in fünf Wochen.

Davor stehen ab Herbst elf Ur- und Erstaufführungen auf dem Programm: Kay Voges inszeniert zur Eröffnung im September Alexander Kerlins „Bullet time“, das zu den Anfängen des Kinos in Kalifornien vor 150 Jahren zurückkehrt und zugleich ein Gerichtsdrama über den weltberühmten Fotografen Eadweard Muybridge ist, der davor den Liebhaber seiner Frau erschoss. Im Oktober holt der Direktor mit „Der Name“ das Werk des frischgebackenen Literatur-Nobelpreisträgers Jon Fosse auf die große Bühne. „Er ist ein Meister der Stille, der Subtilität, des Unausgesprochenen“, sagt Voges. Jetzt hätte er den Mut, den „großen Autor auf die große Bühne“ zu holen.

Österreichische Dramatik

Nach ihrem Theaterhit „humanistää!“ und Ernst Jandl sowie Ingeborg Bachmanns „Malina“ knöpft sich Regisseurin Claudia Bauer nun Elfriede Jelineks „Krankheit oder moderne Frauen“ vor. Luise Voigt liefert mit „Mayröcker (Punkt)“ eine Inszenierung mit Texten von Friederike Mayröcker. Und bei ihrem Wien-Debüt inszeniert Leonie Böhm Schnitzlers „Fräulein Else“. Ein Wiedersehen gibt es mit Rimini Protokoll. Helgard Haug ist mit der Uraufführung „Ever Given“ über die Kipppunkte im Leben vertreten. Die US-Band Calexico hat Songs zu Tennessee Williams’ Stück „Camino Real“ komponiert und kommt auch für 13 Aufführungen nach Wien. Ebenso hierzulande erstaufgeführt wird „Liebes Arschloch“ von Virginie Despentes.

Nicht nur im Theater, auch auf der politischen Bühne stehen im Superwahljahr „Showdowns“ an. Das Volkstheater lädt zu einer „Ultimativen Feier der Demokratie (bevor’s zu spät ist!)“ im Rahmen von „Drei Tage für Österreich“ ein. Voges spricht von einem „lustvollen, diskursiven Programm“ samt Wahlanalyse und Party am Tag der Nationalratswahl. Erfreuliche Nachrichten gibt es auch in puncto Auslastung zu berichten: Die Auslastung in der Spielzeit 2023/2024 betrug zum Stichtag 30. April 77 Prozent, ein Jahr davor waren es noch 68 Prozent gewesen.