Die erinnerungswürdigsten Konzerte sind meist ein Resultat von Spontanität. Diese war gefragt, als beim Grazer Auftritt der deutschen Indie-Pop-Versteher Fortuna Ehrenfeld am Donnerstagabend die Vorgruppe „False Lefty“ krankheitsbedingt nicht spielen konnte. Was also tun, wenn der Support ausfällt? Richtig: dem Main-Act verfrüht die Bühne übergeben. Um dem halbvollen Saal im Orpheum Extra trotzdem eine Pre-Show zu bieten, die es in sich hat, trat man zunächst in radikal abgespeckter Variante auf. Besser gesagt: als Ein-Mann-Band. Kurzentschlossen improvisierte Martin Bechler, der berufsjugendliche Frontmann des Kölner Glitzer-Quartetts, ein Mini-Konzert ohne Spielregeln. Man schwelgte in alten Zeiten, sang Loblieder auf St. Pauli, verteilte Freibier ans Publikum.

Nicht ganz so unbekümmert und deutlich schematischer war dann der eigentliche Gig in Vollbesetzung. Persönliche Anekdoten wurden zu Anfang ausgespart, die lockere Natur der Ouvertüre war nicht mehr wahrzunehmen. Ein Glück, dass die Stimmung sich rasch wieder auflockerte. Spätestens als vermehrt auf groovige Synthie-Bässe gesetzt wurde, blieb wirklich kein Tanzbein mehr stehen. Dass die seit kurzem vierköpfige Band mehr ist als ein quietschbunter Spaßtrupp, wurde gegen Ende deutlich. „Wer in diesen Zeiten nicht die Fresse aufmacht, macht sich schuldig“, lautet das Credo, bevor eine Kerze durch den Raum gereicht wird. Die „Glitzerschweine“ sind eben nicht nur selbsternannte Propagandisten des Exzesses, sondern vor allem auch das: stramme Verfechter des Friedens.