Traurig schaut es aus um die Streitkultur im Lande. Statt um Konsensfindung geht es in Auseinandersetzungen oft nur darum, sein Gegenüber zum Schweigen zu bringen, in der Politik wird mit inszenierten Konflikten von jenen Debatten abgelenkt, die es dringender zu führen gälte.

Dem hält das Grazer Forum Stadtpark heuer entgegen – und widmet sich mit seinem Jahressschwerpunkt „Halle für Streit – Hall of Beef“ der Frage, wie eigentlich eine solidarische Streitkultur aussehen könnte. „Es soll ans Eingemachte gehen“, verkündete das Leitungstrio Miriam Schmid, Robin Klengel und Markus Gönitzer am Freitag, vor allem um Themen jenseits der „Aufregungsökonomie“, die am dringendsten ausge- und erstritten werden müssten. Wie nicht selten im Forum verbindet sich dabei das Ernsthafte mit dem Spielerischen, etwa am 11. April: Da ist im Haus der erste „Große Streitkunstpreis“ ausgelobt. Er soll der „Kultur der Unehrlichkeit“ entgegenwirken, deretwegen speziell in der Bildenden Kunst Werturteile vermieden werden. Die Jury trägt hier also ein öffentliches Wortgefecht über ausgestellte Kunst aus. Die Ähnlichkeit zum Bachmann-Preis ist kein Zufall, Preise gibt es auch. Für alle. Die Frage ist nur, welche.

„Sounds of Beef“ und feministisches Wrestling

Die offizielle Eröffnung des Streit-Jahrs erfolgt dann am 13. April: „Streitansage“ nennt sich das Format aus Diskurs und Musik. Ein Stammtischparolen-Workshop mit Antidiskriminierungstrainerin Melinda Tamás soll die Argumentationskraft stärken (es gibt noch Plätze, Anmeldung unter: info@forumstadtpark.at), eine Podiumsdiskussion mit der deutschen Publizistin und Politikerin Ines Schwertner und der spanischen Politikwissenschatlerin María do Mar Castro Varela zeigt Möglichkeiten solidarischen Streitens auf. Den friedlichen Abschluss macht die Party „Sounds of Beef“ bespielt von DJ Nina Eba, Nilu, Siksa, Mermaid and Seafruit.

Miriam Schmid, Robin Klengel, Markus Gönitzer: Wie soll solidarische Streitkultur aussehen?
Miriam Schmid, Robin Klengel, Markus Gönitzer: Wie soll solidarische Streitkultur aussehen? © Roland Schwarz/Forum Stadtpark

Es folgen: Diskussionsformate wie „Stadt streiten“ (am 19. April  über Stadtentwicklung am Beispiel Gries, am 11. Mai über die Mur) oder die aus Klagenfurt übernommene Ausstellung „Žensko ime odpora / Der Weibliche Name des Widerstands“ über österreichische Frauen im NS-Widerstand (23. April bis 8. Mai). Ein „Bootcamp“ in Sachen Flussökologie, ein Performanceformat, bei dem Nadja Brachvogel, Victoria Fux, Julia Gräfner, Lisa Horvath zum „feministischen Wrestling“ antreten (Juli), eine Spielshow Kommunismus vs. Kapitalismus (Herbst) und etliches mehr an Programm komplettieren die Verheißung eines auseinandersetzungsträchtigen Jahrs im Forum Streitpark.
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Grafiken von Zsa Zsa begleiten das Programm der „Halle für Streit“
Grafiken von Zsa Zsa begleiten das Programm der „Halle für Streit“ © Zsa Zsa / Forum Stadtpark