Von den ebenso schrägen wie skrupellosen Eltern hat sie ein milliardenschweres Unternehmen geerbt, aber ihre wahre Leidenschaft gilt dem Fotografieren von „Lost Places“. Und lost, also verloren, sind auch die Menschen im aktuellen Kieler „Tatort“ mit dem Titel „Borowski und der Wiedergänger“. Es beginnt mit einer stylishen Feier zum Hochzeitstag, den der Herr Gemahl – Animateur, Masseur, Charmeur – blöderweise vergessen hat. Wenn Blicke töten könnten, würde es in diesem wunderbar zynischen „Tatort“ mehr als eine Leiche geben. Nichts ist hier echt, alles verlogen, gegenseitige Mordpläne werden gesponnen – und plötzlich verschwindet der gehasst-geliebte Gespons.

Dass der herrlich gegen den Strich gebürstete Borowski alias Axel Milberg im kommenden Jahr seinen letzten Fall lösen wird, ist ein Jammer. Er und seine trockenhumorige Partnerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) geben ein grandioses Gespann ab, das immer die Balance zwischen Tiefgang und (niveauvoller) Unterhaltung hält. Sie: „Müssen wir diesen Leuten wirklich in den A.... kriechen?“ Er: „Kommt darauf an, was wir dort finden.“

Der Fall mündete in einen rasanten, paranoiden Countdown, der viele Fragen offen lässt. Oder doch nicht? Wie sagt doch die Freundin der superreichen Unternehmertochter: „Der falsche Ehemann ist wie ein platter Reifen. Man kommt nicht voran mit ihm.“ Andererseits kommt es oft anders, als man denkt. Vor allem, wenn Borowski am Werk ist.