Unter dem Hashtag „Flowerrain“ (Blumen-Regen) solidarisierten sich gestern Mittag unzählige Menschen und Institutionen auf den digitalen Plattformen, um ihre Wertschätzung für die österreichische Journalistin Alexandra Föderl-Schmid auszudrücken, die am Freitag unter einer Inn-Brücke entdeckt wurde. Liebe und Solidaritätsbekundungen sollten nach den bangen 24 Stunden ein Gegengewicht zu Hass und Häme bilden, die sich in den vergangenen Wochen an der stellvertretenden Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ entladen hatte – nicht nur, aber besonders in den sozialen Netzwerken. Martina Madner und Alexandra Wachte (Frauennetzwerk Medien) sowie Daniela Kraus (Presseclub Concordia) bezeichnete Föderl-Schmid in einer gemeinsamen Aussendung als „herausragende Journalistin“, die einer „unvergleichlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Hetzjagd“ ausgeliefert gewesen sei.

„Alles Gute, Liebe und gute Genesung!“, wünschte AMS-Chef Johannes Kopf, „Alles Liebe“:

Der ehemalige ORF-Journalist und EU-Parlamentarier Eugen Freund:

Viel Liebe hatte auch die bekannte ehemalige Skifahrerin Nicola Werdenigg für Föderl-Schmid:

Unter der Inn-Brücke gefunden

Am Donnerstagvormittag hatten Zeugen eine Frau im Inn beobachtet und die Exekutive verständigt. Bald hieß es, es soll sich um die österreichische Journalistin handeln, deren Auto unweit der Stelle auf einem Parkplatz entdeckt wurde. Es begann eine umfassende Suchaktion, an der sich laut der Lokalzeitung „Passauer Neue Presse“ mehr als hundert Einsatzkräfte beteiligten – zunächst ohne Erfolg. Am Freitagvormittag war es schließlich ein oberösterreichischer Polizist, der die Vize-Chefin der „SZ“ fand, stark unterkühlt unter einer Inn-Brücke bei Braunau, von wo sie ins örtliche Krankenhaus eingeliefert wurde.

Plagiatsverdacht und die Profiteure

Anfang der Woche hatte Föderl-Schmid ihre operative Tätigkeit bei der „SZ“ ruhend gestellt, nachdem Vorwürfe zu ihrem Umgang mit Quellen laut wurden – sowohl in journalistischen Texte als auch in ihrer an der Uni Salzburg eingereichten Dissertation. Die „SZ“, ein Medium, das investigativen Journalismus als Teil seiner DNA versteht, war plötzlich selbst in zwei pikanten Fällen Objekt der Berichterstattung: Zum einen durch den Plagiatsverdacht, zum anderen durch den Einsatz zweifelhafter Methoden, um einen „Maulwurf“ im eigenen Medium aufzudecken.

Die Krise an der Führungsspitze der zweitgrößten Tageszeitung Deutschlands, war auch für die Konkurrenz ein gefundenes Fressen: „Die Hochtrabenden“, ätzte die vornehme Konkurrenz (NZZ), „Exklusiv! Plagiatsskandal bei der SZ“ arbeitete sich Julian Reichtels junges Boulevardmagazin „Nius“ an Föderl-Schmid ab. Das rechtspopulistische Portal hatte bei dem als „Plagiatsjäger“ bekannt gewordenen Stefan Weber ein Gutachtachten zur Dissertation in Auftrag gegeben.

Freitagabend meldete sich zum ersten Mal die „SZ“ zu Wort: Man stehe „im engen Kontakt mit der Familie“, hieß es in einem Österreich-Newsletter, den sonst Föderl-Schmid verfasst. Die Zeitung dankt nach „bangen Stunden der Ungewissheit und Momenten der Erschütterung“ den Einsatzkräften.