Noch klingelt der Weihnachtstrubel leise ausschleichend in den Ohren. Aber das neue Jahr, gönnt es uns eine Verschnaufpause? Wohl kaum, aber man kann sie sich nehmen: Noch bis zum kommenden Samstag lädt Künstler Heribert Friedl ein, sich mit seinen „100 Poems“ auseinanderzusetzen. Es sind existenzielle Bildbefragungen im umgekehrten Sinne – eindringliche Fragen an die Betrachterinnen und Betrachter. Kleinformatige Bilder, mit großen Fragen, nicht selten in einzelnen Worten verdichtet: Höre, Gott, Jetzt, Herz oder Erzähl mir deine Geschichte! Ein dezidierter Gegenentwurf zur Reizüberflutung des Alltags. Die „stille Schriftikonen“, wie sie Kurator Johannes Rauchenberger bezeichnet, hallen in ihrer nur scheinbaren Einfachheit nach. Am Samstag geht die Ausstellung ab 11 Uhr zwar ins Finale, aber in ihrer Essenz findet sie in einem 240-seitigen Katalog Eingang. Eine Art „Gebetbuch“, das als stimmiger Alltagsbegleiter gesehen werden kann: 100 Erinnerungen daran, sich immer mal wieder aus dem Hier und Jetzt herauszunehmen.
Heribert Friedl: „100 Poems“, bis 6. Jänner im Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz. kultum.at.