„Das Denken tut verteufelt weh“, schreibt die Dichterin Mascha Kaléko einmal in ihrem New Yorker Exil über Deutschland, aus dem sie 1938 fliehen konnte. Flucht und Vertreibung, Terror, Tod und Trauer drücken auch heute dem Zustand der Welt ihren Stempel auf. Wie umgehen mit dem Zorn und der Hilflosigkeit nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober und der eskalierenden Gewalt im Nahen Osten? Der Fischer Verlag tut das, was er kann: Er hält mit Worten dagegen, sammelte Sätze und Texte, die Mut machen und nun als berührendes Lesebuch aufliegen. „Worte in finsteren Zeiten“ entstand unter Mithilfe von rund hundert Autorinnen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Es sind Worte, die Trost spenden können an Tagen, die sprachlos machen.

Mehr als die Hälfte der Beiträge sind Gedichte, so wie jenes von Mascha Kaléko, aber auch Nelly Sachs und Selma Meerbaum, Rose Ausländer und Paul Celan sind vertreten. Friederike Mayröcker beschwört in „was brauchst du“ das Glück der kleinen Dinge, Robert Musil ist mit einem Satz aus dem „Mann ohne Eigenschaften“ zitiert („Man kann nicht, nicht wissen wollen.“) und Erich Kästner mit seinem Epigramm „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“

Meistgewählter Dichter ist mit vier Texten der palästinensische Autor Mahmut Darwish, die Bandbreite der in Deutsch, Englisch und Hebräisch abgedruckten Beiträge ist groß und reicht von Lyrik über Auszüge aus der Bibel und dem Koran, Songtexte (Joni Mitchell, Randy Newman) bis zu einer sieben Seiten langen Rede von Ivan Dzjuba („Wider den Hass“). Zsuzsa Bank legt uns Worte ihres Kollegen Karl Ove Knausgard ans Herz, die eine Replik auf Mascha Kaléko sein könnten: „Manchmal tut es weh zu leben, aber es gibt immer etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Meinst du, du kannst dir das merken?“

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Worte in finsteren Zeiten. Fischer Verlag. 256 Seiten, 21,70 Euro