Sie sind nicht in Stein gemeißelt, obwohl sie in ihrer Präzision, Schärfe und Tiefe so anmuten. Es ist Papier und jenes Material, das den Turiner Künstler und Verleger Ezio Gribaudo (1929-2022) in unterschiedlichsten Versionen sein Leben lang begleitet hat. Mit seinen Logogrifi hat er in den 1960er-Jahren dem Material einen ungewöhnlichen Tiefgang abgetrotzt: Da graben sich ganze Landschaften ein, lassen einen fast hieroglyphenartige Bildrätsel gänzlich im Unklaren, da wie dort tänzeln Buchstabenrätsel über das Blatt.

Wer an konkrete Poesie denkt, der liegt nicht falsch – der Buchverleger hatte auch dafür eine Leidenschaft. Dem Zusammenspiel Gribaudos mit dem Dichter Adriano Spatola entsprang das Buch „Il Peso del Concreto“ (1968). Im Nachhall der Ausstellung soll in einer neuen Publikation sein grafisches Werk auf aktuelle konkrete und experimentelle Poesie treffen. Die Ausstellung „The Weight of the Concrete“ (Kuratoren Tom Engels und Lilou Vidal) hat sich den vielfältigen Schaffensperioden Gribaudos verschrieben: Von den sich weiterentwickelten Logogrifi, die sich durch das Material Polystyrolplatten deutlich ins Räumliche steigern bis hin zum einsetzenden Farbrausch, der seinen Experimenten mit Druckmaschine, Farben und speziellem Papier entspringt. Daraus ergeben sich opulente abstrakte Landschaften, für Gribaudo „Cieli“ („Himmel“), intensivster Ausprägung.

Inszeniert werden die Arbeiten von Ezio Gribaudo von Davide Stucchi, der unter anderem auch Anleihen am Atelier des Künstlers in Turin nimmt – ein beiger Fischgrätmusterteppich trifft auf die flirrende Leichtigkeit eines Perlenvorhangs, der die Himmel durchleuchten lässt. Den Logogrifi in ihrem strahlenden Weiß setzt er Neonröhren obenauf. Erhellend!

The Weight of the Concrete, bis 2. 3. 2024, Grazer Kunstverein, Burggasse 4, 8010 Graz. grazerkunstverein.org

Logogrifi von Ezio Gribaudo
Logogrifi von Ezio Gribaudo © Grazer Kunstverein