„I‘ll be There For You“ („Ich werde immer für dich da sein“), heißt es im Titelsong der 90er-Erfolgsserie „Friends“. Wie wohl die Antithese zu diesem eher versöhnlichen Motto aussehen würde, zeigt seit 18 Jahren eine Serie, die in den USA schon Kultstatus genießt: „It‘s Always Sunny in Philadelphia“. Vom Titel sollte man sich aber nicht beirren lassen, denn sonnig ist hier abseits des gelegentlichen Wetterhochs wenig. Es wird um die Wette gezankt, geschrien und sich im Müll gewälzt – buchstäblich wie metaphorisch. Und das, obwohl die Ausgangslage erschreckend harmlos klingt. Mitten in Philadelphia betreiben fünf Freunde ein erfolgloses Pub: das sind der tumbe Charlie, der dauerneidige Mac, die soziopathisch-narzisstischen Geschwister Dennis und Dee sowie ihr Vater, der moralisch verdorbene Frank.

Diese chaotische Gang als „Freunde“ zu betiteln, wäre jedoch zu viel des Guten. Wie die Fünf sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen, das würde man seinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Von Episode zu Episode verschlimmern sich die Eigenheiten, sozusagen eine entgegengesetzte Charakterentwicklung. Doch trotz oder gerade wegen ihrer unausstehlichen Hauptfiguren unterhält die Serie wie keine Zweite. Die ständigen Konkurrenz- und Egokämpfe erinnern an TV-Vorbilder wie „Seinfeld“ , wenngleich diese hier im sogar noch ungustiöserem Ausmaß ausgetragen werden. Beim US-Publikum zieht dieses Erfolgsrezept schon 16 Staffeln lang – mittlerweile ist es die langlebigste (nicht-animierte) Sitcom der Fernsehgeschichte. Dank Amazon Prime wird der Kultserie nun endlich auch hierzulande eine größere Bühne zuteil. Kaum zu glauben, auf welch bescheidene Anfänge man zurückblickt.

Als die befreundeten Schauspieler Charlie Day, Glenn Howerton und Rob McElhenney in den frühen 2000er-Jahren einen Kurzfilm namens „It‘s Always Sunny on TV“ konzipieren, sollte es wenig mehr sein als ein dummer Bubenspaß. Nicht einmal 200 US-Dollar hat der Serienpilot verschlungen – gedreht haben sie in ihren eigenen Wohnungen. Diese dreckige DIY-Ästhetik zeichnet die Sitcom seit der ersten Minute aus, obwohl das Budget sich mit steigendem Erfolg natürlich erhöht hat. Trotzdem ließ der zunächst auf sich warten, nach nur einer Staffel hatte der Pay-TV-Sender FX bereits mit der Absetzung gedroht. Doch dann wurde dem illustren Ensemble mit Staffel zwei ein prominenter Mitspieler hinzugefügt, der bis heute der Stammbesetzung angehört: Danny DeVito. Seither hat die Serie stetig an Aufmerksamkeit gewonnen und sich eine treue Fangemeinde aufbauen können – populäre Internetmemes haben hier Schützenhilfe geleistet. Mit seiner Rolle des „filthy“ Frank hat DeVito laut eigenen Angaben den Spaß seines Lebens. Liebend gerne suhlt sich der Superstar in den Widerwärtigkeiten, die seine Figur ablässt: da kann man sich auch mal splitterfasernackt in einer Couch verstecken.

Politisch unkorrekt, aber nicht daneben

Humortechnisch werden die äußersten Grenzen des guten Geschmacks ausgelotet: mal gibt man sich als Terroristen aus, mal will man auf Teufel komm raus crackabhängig werden, um an Wohlfahrtsgeld zu gelangen. Politische Unkorrektheit hat sich tief in die Identität der Serie eingebrannt, dennoch gelingt das Kunststück, niemals nach unten zu schlagen. So unangenehm die Situationskomik zuweilen auch sein kann, der Witz geht immer auf Kosten der Protagonisten. Ihre trottelige Egomanie wird von keinem Schleier der Coolness, von keinem Hauch von vorgespielten Charme, überdeckt. Nein, sie reißen alle um sich herum mit im Strudel der Verdammnis. Und genau das macht den Galgenhumor der Serie so unwiderstehlich wie universell. Gute Comedy macht eben keinen Halt vor menschlichen Abgründen – man muss nur wissen, wo man die Pointe setzt.