Einen Monat wird die styriarte 2024 wieder dauern, 53 Veranstaltungen sind programmiert, etwa 30.000 Karten aufgelegt und gut die Hälfte des Budgets von 2,88 Millionen Euro möchte man sich selbst erwirtschaften. Die nackten Zahlen geben aber natürlich nur ein ungenügendes Bild von den „steirischen Festspielen“, die 2024 eine vielleicht denkwürdige bunte Ausgabe erleben werden.

Mehrere Schwerpunkte sind erkennbar. Claudio Monteverdi wird zum (geheimen) Festivalregenten. Die italienische Thetatergruppe Teatri 35 und das Ensemble La Venexiana zeigen ihr Monteverdi-Caravaggio-Crossover: Zu den Madrigalen des Komponisten gibt es Tableaux Vivants, die sich an der Ästhetik des Malers orientieren. Monteverdis erste Oper „L‘Orfeo“ wird von Dirigent Michael Hell und seinem Ensemble Art House 17 aufgeführt, dazu wird Natalia Moro die Geschichte des mythischen Sängers mit Live-Sandbildern illustrieren. Monteverdis Marienvesper beschließt das Festival, wenn Dirigent Jordi Savall das monumentale Werk in der Pfarrkirche Pöllau aufführt.

Jordi Savall wird sozusagen zum Artist in Residence. Neben der Monteverdi-Vesper führt Savall auch Mozarts große c-Moll-Messe auf, wobei die Pfarrkirche Stainz den festlichen Rahmen bildet. In Graz wiederum erinnert Savall an die Anfänge seines musikalischen Ruhms, wenn er bei einem Gamben-Abend mit Musik von Marin Marais und Saite-Colombe den Zauber der „Siebenten Saite“ in Erinnerung ruft.

Orpheus ist nicht der einzige Liedermacher, den die Styriarte in den Fokus rückt. Der antike Sänger Timotheus hat der Legende nach den Feldherren Alexander mit seiner Stimme so verrückt gemacht, dass er letztlich Macht über ihn erlangen konnte. Dieser düsteren Schnurre widmet sich Georg Friedrich Händels „Alexander-Fest“, mit dem Dirigent Alfredo Bernardini und das Zefiro Barockorchester das Festival eröffnen. Richard Wagners Tannhäuser, Jacques Offenbachs Orpheus, Reinhard May und ABBA sind weitere Liedermacher, die im Programm zu Ehren kommen.

Hochkarätige Künstler sind 2024 sonder Zahl vertreten: Pianistin Ragna Schirmer spielt Clara Schumann und Franz Listzt, Florian Boesch und die Musicbanda Franui wandern zwischen Schubert und Purcell, Birgit Minichmayr liest Shakespeare, Pierre-Laurent Aimard gibt Bachs Wohltemperiertes Klavier, Cameron Carpenter bespielt die Stefaiensaal-Orgel, Bruno de Sá singt Barock-Arien, Fazil Say spielt eigene Werke und Schuberts letzte Klaviersonate.

Das Publikum wird immer wieder animiert: Etwa zum Mitsingen, wenn Erwin Ortner und der Schoenberg Chor in der Stiftskirche Rein Schuberts „Deutsche Messe“ anstimmen, beim Fahrradkonzert oder auch bei einer Neuerung: Drei Tage im Juni gehören dem Projekt „Treppauf, Treppab“, bei dem die historische Architektur der Grazer Altstadt zur Kulisse eines Besuchs von Kaiserin Maria Theresia wird. Dazu gehört ein musikalisch-thetralischer Abend im Palais Attems und in der Alten Universität, wo der von Matthias Ohner dargestellte Haushofmeister dem Chaos Herr zu werden versucht und man letztlich auch zur Aufführung einer Vivaldi-Oper nach den „Vier Jahreszeiten“ im Schauspielhaus schreitet. Harmoniemusiken in Eggenberg runden das dreitägige, von Thomas Höft konzipierte Spektakel, das ins Jahr 1750 entführt, ab.