Geht es nach Milo Rau, Regisseur und Theaterautor, so ist die Kunst „ein Basislager“ und „ein Propagandamittel“. Das hallt gleich doppelt so laut, weil kämpferisch, durch den Hauptraum vom Forum Stadtpark und ist ein Gegengewicht zur aktuellen Gefühlslage: „Ohnmacht ist allgegenwärtig“, sagt Miriam Schmid vom Forum, das sich in diesem Jahr als „Festung Ohnmacht“ versteht. Nicht unbedingt als Trutzburg, die die Wände hochzieht und sich davor schützt. Ganz im Gegenteil, hier wird das Thema quer durch alle Sparten verhandelt. „Ohnmacht betrifft alle“, so Schmid, „jene mit keinem Handlungsspielraum, wie auch jene, ohne Handlungsspielraum“. Die Künstlerin Birke Gorm hat mit ihrem „Ohnmachtsmonument“ das Gefühl verbildlicht – ihre aller Energie beraubten Skulpturen vegetieren im Hauptraum dahin, inmitten von Metallmüll, von Dosenverschlüssen bis Haushaltsgeräten, der seinen Wert verloren hat. Draußen scheint nicht nur wie zum Hohn die Sonne, sondern sie leuchtet den Erholungsraum Stadtpark aus, durch den viele durchhetzen.

„No Hope, No Fear“ heißt die Schau und sie begreift sich als Kipppunkt ins Positive, ein auf null stellen. Das „Archiv für Ohnmacht“ sammelt Strategien dagegen und fragt jene um Rat, die Ohnmacht als besonders lähmend erleben: Aktivistinnen und Aktivisten, darunter auch die Flüchtlingshelferin Doro Blancke. Eine Verdichtung von Gegenstrategien, wenn das Ohnmachtsgefühl Überhand nimmt. Apropos Gegenstrategien: Auf dem Weg in den Forumkeller kriegt man es mit der Angst zu tun. Pablo Chiereghin gibt hier den Standesvertreter des dumpfen Gefühls und verbreitet es in der Stadt – Sie werden schon sehen! Aber nicht nur zur Weihnachtszeit gilt: Fürchtet euch nicht!

Humor ist bekanntlich die beste Waffe, um dumpfe Angstschürer zu entwaffnen. Das wissen auch Victoria Fux, Robin Klengel und Markus Waitschacher, die mit ihrem „Prepperkeller“ ein Gegenstück zum männlich konnotierten Endzeitverschanzen erdacht haben. Im „Hotel Bellevue“ trifft man sich zum nächtlichen Gedankenaustausch gegen das gesellschaftliche Verbunkern an sich. Eingebettet ist das Denkmodell gegen die Krise in eine Gruppenausstellung, die der Endzeitstimmung mit viel Witz begegnet. Unter anderem steuert Megan Dominescu ihre fabelhaft superzynischen Teppiche bei, während im Kühlschrank die Marmorsalami wartet. Aber sagen Sie das bloß nicht der Zombiekatze, die im hintersten Keller vor sich hinstarrt. Flüchten Sie, wenn nötig, ins Café Endzeit, dort singt man gegen die Apokalypse an.