Man kann es sich gut vorstellen, wie er da steht und zeichnet. Vielleicht waren ihm die Skizzenblätter ausgegangen und alles, was da war, war schon voll. Vorne wie hinten, wild zusammengewürfelt, da ein Kopf, ein Bein, dort ein Auge. Oder er wollte die Dynamik der Körper in voller Größe spüren? Athletisch und muskulös, bewegend! Michelangelo! Aber, aber, nur nicht dazu hinreißen lassen, seinen Namen laut und mit Hingabe auszurufen. Vor allem nicht, wenn man in der Sixtinischen Kapelle steht, denn auf das Michelangelo! Folgt wie das Amen im Gebet: silenzio! Auf die Saalwärter ist dort Verlass. Das Staunen, das muss leise erfolgen. Und das ist bei Michelangelo Buonarroti (1475–1564) naturgemäß schwer. Die römische „Pieta“: Michelangelo! „David“: Michelangelo! Die Sixtinische Kapelle: Michelangelo! Die Kuppel des Petersdoms: Michelangelo! Kunstgeschichte pur, monumental, bis ins Mark erschütternd. Und dann ist das dieser Raum, der so gar nicht monumental ist. Es sind keine gigantischen Flügeltüren, die ihn schließen, Opulenz und Luxus sucht man hier vergeblich. Durch eine Falltür gelangt man hier hinein und über eine Stiege hinunter.