Zeichnen, zeichnen, zeichnen – darüber spricht Peter Cook mit größter Leidenschaft. Er zeichne praktisch täglich, sagt der Mitplaner des Kunsthauses Graz. Selbst die Schiene, in welcher derzeit sein rechter Unterarm ruht, hält den britischen Architekturvisionär, der am Sonntag in Graz seinen 87. Geburtstag feierte, nicht davon ab. Die Zeichnung sei das Medium, in dem er seine Ideen am besten realisieren könne.

Die aktuelle Ausstellung im Grazer Haus der Architektur ist ausschließlich Cooks Zeichnungen gewidmet. Auf vergrößerten Drucken kann man in Sir Peters Wunderwelten eintauchen, eine Zeichnung ist in ihre Einzelteile zerlegt, die – noch einmal vergrößert – zur dynamischen Architektur werden. Diesfalls habe die Rauminstallation mit einem konkreten Bauprojekt zu tun. Mit einem von etlichen „secret projects“, die derzeit in Norwegen, Albanien, Serbien und vor allem den Arabischen Emiraten in Arbeit seien – in Wettbewerben.

Colin Fournier und Peter Cook
Colin Fournier und Peter Cook © Sabine Hoffmann

„Wir haben wirklich viele Wettbewerbe gemacht“, sagt Cook, in den wenigsten Fällen folgten Realisierungen. Verdient habe man wenig, „aber die Erfahrungen waren immer ein Gewinn“. Verwirklicht immerhin wurde das Kunsthaus Graz. Die Baustelle sei zwar ein „Albtraum“ gewesen und das Budget „wirklich sehr klein“. Aber dank eines „great teams“ mit, unter anderem, dem Architekten Niels Jonkhans und dem Ingenieur Klaus Bollinger – „Ein Poet!“ – sei es möglich gewesen, das Haus noch 2003 im Kulturhauptstadtjahr zu eröffnen.

Das Kunsthaus Graz feierte unlängst seinen 20. Geburtstag
Das Kunsthaus Graz feierte unlängst seinen 20. Geburtstag © IMAGO

Auf einem Vorhang ist die Ansicht des Kunsthauses zu sehen, ohne Needle, dafür mit einigen Nozzles mehr. Ob er sich an seine Gedanken beim ersten Betreten des fertiggestellten „Friendly Alien“ erinnern könne (das Innere der Blauen Blase war und ist als Ausstellungsraum umstritten)? Nein. Peter Cook spricht da lieber wieder vom Zeichnen. Wie er mit seinen Rotring-Tuschestiften („Es gibt in London noch drei Geschäfte, wo man sie kaufen kann“) ans kleinformatige Werk gehe. Von den Tuschezeichnungen „Sicherheitskopien“ mache. Die Umrisslinien mit Ölkreiden, Pinsel und Deckfarben, manchmal auch mit Airbrush koloriere. Farbvarianten anfertige. Die Zeichnungen dann vergrößert drucken lasse und auch als Editionen auflege. Da komme wenigstens auch Geld herein.

Die Bilder der Ausstellung entführen, wie gesagt, in fantastische Landschaften mit fantastischen Gebäuden und manchmal schwarzen und roten Figuren („Menschen konnte ich nie gut zeichnen“). In der Zeichnung sei das Unmögliche möglich. „Another Arcadia“, „Inklusive Landscape“ und „Skywaft City“ sind Bildtitel der in Summe mit „Speculations“ überschriebenen Präsentation. Natur und Architektur in manchmal – trotz aller futuristischen Aspekte – fast romantischen Symbiosen. Fast immer ragen Wolkenkratzer aus der Landschaft. Eine Zeichnung interpretiert Cook als Gegenentwurf zu „ausrinnenden“ Dörfern. Aus Wäldern wachsen Türme, in den Wäldern entdeckt man kleinere Gebäude, die dazu beitragen sollen, dem dunklen Tann das Dunkle zu nehmen, „friendly forests“ zu schaffen. In der Zeichnung gelingt auch das.

Peter Cook: „Speculations“. Bis 28. Jänner 2024. Haus der Architektur Graz. hda-graz.at