Ach Murot, du alte Sauerkirsche! Stehst charmant verbittert mitten im Leben oder schon im letzten Drittel. Was du, dich selbst verzehrend, suchst, hast du in all den Lebensjahren nicht gefunden: das Glück.

Im Wiesbaden-„Tatort“ drehte sich alles um dieses erfüllende Gefühl. Natürlich, gestorben wurde auch. Zwei natürlich unsympathische Aktienspekulanten tauchten mysteriöserweise unter und als Leichen wieder auf. Was ihnen seltsamerweise fehlte, waren ihre Nabel. Was ihnen nicht fehlte: Sie waren im Moment des Todes maximal glücklich. Was uns wiederum zur Lebensfrage des Herrn Kommissars führt.

Auf dem Weg zum Glück ging Felix Murot die weiten Wege, von der Couch des Analytikers bis in die Unendlichkeit des Weltraums. Und ja, Gott ist weiblich. Jedenfalls Murots Gott.

Für diese Eskapaden eines gealterten Mannes nahm sich die „Tatort“-Folge herrlich viel Zeit. Auch deswegen ist der Film kaum noch als Krimi identifizierbar. Genrekonventionen, allen voran die Ermittlung, werden nonchalant übergangen. Ein Beispiel: Statt Alibis zu überprüfen, backt der junge Kollege für die Arrivierten erotische Süßspeisen. Weil es glücklich macht; oder ohnehin alles einerlei ist.

Ergänzung (23. 10., 9.45 Uhr): Im Schnitt 518.000 Seherinnen und Seher hatte der „Tatort“ aus Wiesbaden in ORF 2. Zum Vergleich: Den „Tatort“ aus Österreich eine Woche davor verfolgten knapp eine Million Menschen. Unterdurchschnittlich war das Interesse am Murot-Fall auch in Deutschland: 5,8 Millionen sahen zu.

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