Als Laibach 1986 zum ersten Mal beim steirischen herbst gastierte, befand sich die Band bereits knapp vor ihrem künstlerischen Zenit. In den späten Achtzigern etablierte sich die Gruppe, die aus der Bewegung der Neuen Slowenischen Kunst hervorgewachsen war, als virtuose Analytiker der Populärkultur und nationaler Mythen, wobei sie zwischen diesen beiden Bereichen verstörende Parallelen herstellte.

Ohne auf ironische Distanz zu gehen, bediente Laibach eine faschistische Ästhetik, legte den totalitären Kern von Popmusik frei, untersuchte die visuellen Inszenierungen nationaler Identität und Politik. Laibachs Publikum stand immer mit einem Bein in der Disco, mit dem anderen auf dem Reichsparteitag. Die Maskerade der Band war dabei viel mehr als plumpe Satire. Es war das hochriskante Spiel von Faszinierten, die dem Charme des Totalitären zu erliegen bereit waren.

Dass man sich für den steirischen herbst das Musical „The Sound of Music“ vorknöpfte, ist ein weiterer Mosaikstein einer langen, vielleicht zu langen Karriere. Die Grundannahme, „Sound of Music“ erzähle irgendetwas über die Mythen, die sich Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg zurechtgelegt habe, ist freilich irrig.

Der Film festigte zwar in den USA und Teilen Asiens das Image von kreuzbraven, musikalischen Alpenländlern, moralisch gefestigten Christen, die für die Barbarei des Nationalsozialismus keinerlei Sympathie hegen. Aber in Österreich selbst spielt „Sound of Music“ (bzw. „Meine Lieder, meine Träume“, so der deutsche Verleihtitel) keine Rolle – kaum jemand hat den Film hierzulande je gesehen.

Während einer Nordkorea-Tournee intensivierte man die Beschäftigung mit „Sound of Music“: Die augenfälligen Ähnlichkeiten zwischen Almwiesenkitsch aus Hollywood und den fröhlichen Gesichtern einer vom Geist der Kim-Dynastie beseelten Jugend waren zu verführerisch, um daraus nicht einen ganzen Abend zu basteln. Zwischen einem zünftigen Juchei und der nationalistischen Juche-Ideologie Nordkoreas bot Laibachs Interpretation dann keinerlei Überraschungen.

Man erlag natürlich nicht der Versuchung, das musikalische Pathos der Vorlage zu entlarven, indem man es, Gott behüte!, verfremdete. Sanfte Streicher, Kinderchöre und Schlagergesang sollten eine hybride, ins Surreale gesteigerte Schönheit herstellen. Milan Fras’ legendäres Gebrumme diente lediglich, die akustische Wiedererkennung als Laibach zu gewährleisten. Bei „My Favorite Things“ und zwei, drei anderen Nummern deutete sich kurz ein echtes Gelingen an. Aber der große Rest dümpelte dahin wie ein fußmaroder Treck der Talschweine.