Der "steirische herbst" ist heute in der Helmut-List-Halle eröffnet worden. Intendantin Veronica Kaup-Hasler machte in ihrer Eröffnungsrede Europas Umgang mit dem Flüchtlingsstrom zum Thema und stellte die Frage nach einem Blickwechsel hin zu einer Chance auf eine Neuordnung zum Besseren.

"Wir leben zur Zeit in einem erstickenden politischen Klima, in dem Xenophobie unverhohlen ausgelebt werden kann", so die Intendantin. "Anstelle das Projekt der Aufklärung für unsere Zeit zu adaptieren und Bildung voranzutreiben, positiv und konsequent an Reformen, an Lösungen zu arbeiten, erleben wir alle das Schüren der Angst vor vermeintlicher Überfremdung und Terror, die Polarisierung und Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft."

Kaup-Hasler plädierte in ihrer Rede dafür, die aktuelle Situation als Chance zu begreifen und erneut an der Idee von Europa jenseits eines rein ökonomischen Zusammenhangs zu arbeiten. "Es müsste doch möglich sein, diese doch geschichtlich einmalige Konstruktion des Zusammenschlusses von Staaten zu reformieren und ins 21. Jahrhundert zu retten!"

Erkenntnisräume

Aber das Denken könne die Richtung wechseln und "Kunst tut dies im Schaffen neuer Wahrnehmungs- und Erkenntnisräume, mit einem fragenden, oft provozierenden Blick, mit einem existenziellen Interesse am Menschen und der Frage nach gesellschaftlichen Alternativen". Beim "steirischen herbst" gehe es um die Neuproduktion und Ermöglichung von Kunst in allen Sparten am "Puls der Zeit", verwies Kaup-Hasler auf über 100 Projekte an 24 Festivaltagen, an denen über 650 Künstler und Theoretiker aus 49 Nationen beteiligt sind.

"Wir gehen an Orte, wo's brodelt.... an Brennpunkte der Stadt", so die Intendantin. So werde etwa im Gebiet rund um den Volksgartenpavillon eine "Arrival Zone" ausgerufen; mit künstlerischen Projekten gehe man auch geografisch an die Grenze (zu Slowenien), an der im Vorjahr zahlreiche Flüchtlinge ankamen.

Künstlerisch eröffnete man mit einer Arbeit von Philippe Quesne, der in "Die Nacht der Maulwürfe. Welcome to Caveland!" laut Kaup-Hasler "den totalen Rückzug einer Gesellschaft in den Untergrund, die Abkehr von den uns bestimmenden Katastrophen in eine Höhlenwelt, die nichts von einem Außen wissen will" thematisiere. Inspiriert von Platons Höhlengleichnis sei Theater für Quesne "ein Zerr- und Spiegelbild der Gesellschaft und unserer Zeit, das Sie hoffentlich zum Schmunzeln und Nachdenken anregt".