Es herrschte Aufbruchstimmung in der Jazzstadt Graz, als sich einst ein Schüppel junger Musiker rund um Siegmar Brecher und Valentin Czihak mit der Konzertreihe Fat Tuesday erprobt genug sah, um daraus ein ganzes Festival zu konstruieren. Also zogen die Unentwegten aus der sogenannten Ebene 3 im Schauspielhaus aus, um mit einem geradezu fulminanten Showcase-Festival im Theater am Ortweinplatz einzuziehen. Und wir hatten viel Spaß, damals im Jahr 2007.


Freilich, die Gründungsmitglieder aus dem Umfeld der Kunstuniversität Graz sind längst Richtung Wien und Berlin weitergezogen. Und nach einer Umbruchsphase und dem definitiven Abschied von Mastermind Patrick Dunst im Vorjahr hat sich ein neues Kollektiv rund um die Saxofonistin Katharina Maier und die Pianistin Ursula Reicher aufgemacht, die traditionelle Jazzwerkstatt im April und die flotten Shortcuts im November durchzuführen.

"An Grundgedanken festhalten"

Geblieben sind die Lust auf Innovation und der Wille zur jazzmusikalischen Selbstreflexion. „Vor allem aber wollen wir an unserem Grundgedanken festhalten, junge Bands beim Start zu unterstützen“, “, lässt uns Obfrau Kathi Maier wissen. Was mit Radio Steiermark als neuen Kooperationspartner auch durchwegs plausibel scheint.
Nach ein paar Ausflügen ist das einzige Grazer Jazzfestival heuer wieder im Orpheum Extra gelandet. Aber „um eine faire Bezahlung der Musiker zu sichern“, begnügt sich die 17. Ausgabe mit nur noch neun Konzerten an drei Tagen. Auffallend dabei, wie selten Frau Maier das Stichwort Jazz bemüht.
Umso mehr umkreisen Fusion, Soul und Avant-Pop, vor allem aber Hip Hop, Rap und Elektronics die programmatische Formel. Oder einfach „wolkig und harmonisch“. Auf alle Fälle wolle man zeigen, was die Szene so drauf hat. Viel mehr aber noch, was sie drauf haben könnte, wenn sie mehr Bühnen wie diese hätte. Sagen wir einmal.