Nein, leider, wird Elisabeth am Anatomischen Institut beschieden: Sie kann ihren Leichnam nicht schon zu Lebzeiten verkaufen. Aber um ihren Beruf ausüben zu dürfen, braucht die junge Frau einen teuren Wandergewerbeschein – und dafür Geld, das sie ohne Job nicht hat. So begeht Elisabeth in ihrer Ausweglosigkeit einen Kleinbetrug mit tragischen Folgen. Ödön von Horváth hat in „Glaube Liebe Hoffnung“ 1932 eine seiner eindringlichsten Frauenfiguren geschaffen – unheimlich, wie heutig Elisabeths Leidensweg fast 90 Jahre später noch wirkt.

Im Theater Oberzeiring bringt Regisseur Peter Fasshuber im trüben Licht der andauernden sozialen Zwischeneiszeit den Text zum Leuchten, rennt die großartige Ninja Reichert als zähes Horváth-Fräulein in der Armutsfalle wie in Zeitlupe gegen Wände. Neugierig, aber teilnahmslos wird ihr Untergehen von der Mitwelt beobachtet, und ihr Tod ist vor allem ein schöner Anlass, sich in Selbstmitleid zu ergehen. Am Ende ist keinem der Menschen, die sie im Stich lassen, ein Vorwurf zu machen. Außer dem schlimmsten: dass sie sich alle selbst die Nächsten sind.

Langer Applaus für eine starke Ensembleleistung, zu der Thomas Sima als verliebter, aber allzu diensteifriger Polizist sowie Julia Faßhuber, Ute Veronika Olschnegger und Christian Krall in Wechselrollen beitragen. Eine Nummer für sich: Gregor Schenker, der in Kleinstrollen und als Live-Musiker mit ominösen Zwischenkriegs-Evergreens Elisabeths Leidensweg begleitet.

Glaube Liebe Hoffnung. Von Ödön von Horváth. Theater Oberzeiring. Termine: 24./27./30. Juli, 3./7. August, 6./17./22./25. September.
Tel. 03571/200 43. www.theo.at