So viel Jazzpublikum sieht man bei der styriarte auch nicht alle Tage, obwohl in der ausverkauften List-Halle die hochrangigen Vertreter der Jazzpolizei durch Abwesenheit glänzten. Sperrigkeit und knöcherne Trockenheit waren nicht zu erwarten. Die oftmals versuchte Verbindung von Klassik im engeren und Jazz im weiteren Sinn lieferte in der Geschichte ja keine bahnbrechenden Ergebnisse. Die Affinität zur Barockmusik zeitigte da schon ergiebigere Perspektiven. Die englische Renaissance ist für ChristianMuthspiel geradezu prädestiniert dazu, die Polyphonie in jazzige Improvisationen fortzuspinnen, vor allem die Manier des virtuosen Melancholikers John Dowland. Muthspiels (Posaune, Klavier) Bearbeitungen der „Seven Tears“ aus dessen berühmter Sammlung „Lackmae“ bzw. die Ausführung durch sein exquisites Quartett sind ein kleines Wunderwerk organisch gewachsener Verbindungen zweier Genres. Spielerisch schlüssig zwischen ausgefeilter Dowland'scher Düsternis (Tears of Love) und visionärem Geist und Loops (Tears of a Clown).