"Wir haben einen Großteil des Hamerling-Nachlasses im Haus", erklärte Bibliotheksleiterin Katharina Kocher-Lichem am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Graz. Leiterin des Projekts ist die österreichische Hamerling-Expertin Gabriele Reimann.

Peter Rosegger, der vor 175. Jahren geboren und vor genau 100 Jahren gestorben ist, erfreut sich noch immer einiger Bekanntheit. Sein Schriftstellerkollege Robert Hamerling ist dagegen fast aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Beide waren im ausgehenden 19. Jahrhundert bekannte und vielgelesene Autoren. Von 1868 bis 1889 schrieben sie einander häufig, wobei die antisemitischen Angriffe auf Rosegger ebenso Thema waren wie der Tod seiner Frau und Hamerlings langwierige Krankheit. 349 dieser Schreiben sind in der Landesbibliothek erhalten und nun in einem Buch erschienen.

Reimann möchte in den nächsten Jahren eine Gesamtausgabe der Werke des Dichters herausgeben. Sie leitet das Hamerling-Archiv in Kirchberg am Walde (Niederösterreich) und bemüht sich um die Aufarbeitung des Nachlasses. Große Teile davon befinden sich in der Steiermärkischen Landesbibliothek in Graz, wo der Dichter über 20 Jahre lang gelebt hatte. Das Buch mit dem Titel "Robert Hamerling und Peter Rosegger - Eine Freundschaft in Briefen" fasst erstmals die gesamte Korrespondenz der beiden Männer zusammen. Teilweise wurde sie bereits in Roseggers Zeitschrift "Heimgarten" abgedruckt, wobei privatere Passagen ausgelassen wurden und nun nachgelesen werden können. Rosegger erbat vom älteren Kollegen, "Feedback über sein Schreiben", erläuterte Reimann, "denn Hamerling war damals der Star." Diese Tipps seien aber "nie von oben herab gekommen, sondern immer auf Augenhöhe. Es ist ein sehr wertschätzender Briefwechsel", meinte Kocher-Lichem.

Die Gesamtausgabe soll mit zwei Bänden mit Briefwechsel - mit anderen Personen - fortgesetzt und dann kontinuierlich ergänzt werden.