Lange nicht mehr gesehen, wie geht es Ihnen? Sind die Finger noch flink genug?
STOCHELO ROSENBERG: Ja, ich bin in sehr guter Verfassung. Ich bin jetzt zwar gerade 50 Jahre alt geworden, aber ich kann noch sehr schnell spielen, falls Sie das meinen.

Unter anderem. Und was ist das Geheimnis Ihres unfassbaren Vibratos?
Mein Geheimnis ist alles, was ich von Django Reinhardt gelernt habe. Ich wollte immer schon sein Vibrato haben. Ich begann aber in sehr jungen Jahren, meinen eigenen Stil zu entwickeln, weil ich das nicht so konnte, wie Django es gemacht hat. Ich habe damals ganz speziell mein Vibrato trainiert.

Nach Ihrem Durchbruch in den 80ern und großen Erfolgen in den 90ern haben Sie Ihren Stil auch in Richtung Pop und Bossa Nova erweitert. Ist das Repertoire von Django manchmal vielleicht schon etwas ausgereizt?
Na ja, das kann man so nicht sagen. Viele meiner Kollegen unter den Gypsy-Musikern haben ja nicht mit Django angefangen, und auch ich habe viel brasilianische Musik gehört, etwa Antônio Carlos Jobim, der mich auch sehr inspirierte, auch als Komponist. Leider kann ich nicht den originalen Flamenco spielen, aber ich habe ja die Rumba.

Eines Ihrer jüngeren Alben trägt gleich den Titel „Djangologists“. Djangos Musik steht also doch permanent im Spotlight?
Die CD, zu deren Aufnahmen ich auch Biréli Lagrène eingeladen hatte, galt 100 Jahre Django Reinhardt, war also ein einmaliges Projekt. Ich selbst war immer sehr offen. Mein Stil als Komponist ist ja auch ganz anders. In Zukunft werde ich nicht nur Django-Musik spielen.

Sondern?
Ich habe bereits mit dem deutschen Pianisten Jermaine Landsberger ein Jazz-Album aufgenommen, das 2019 oder 2020 erscheint und das deutlich moderner in Besetzung und Stil ist, sogar mit elektrischer Gitarre. Wir hatten auch den französischen Jazzgeiger Didier Lockwood als Special Guest dabei, der ja leider im Februar verstorben ist.

Im Vorjahr wurde die Berlinale mit dem Film „Django – Ein Leben für die Musik“ eröffnet, wozu Sie den Soundtrack eingespielt haben. Hatte dieser Film auch eine Impulswirkung für die Gypsy-Musik im Allgemeinen?
Auf alle Fälle. Die deutsche Presse hat ja nicht so positiv auf den Film selbst reagiert. Ich denke aber, dass der Film sehr wichtig war für eine größere Öffentlichkeit und für ein Publikum, das bislang nur andere Jazzstile kannte und nun mit der Gypsy-Musik vertraut ist.

Wie viel üben Sie denn eigentlich noch so am Tag?
Heute übe ich nicht mehr. Ich habe ja so viele Auftritte. Als ich noch jung war, waren es acht Stunden am Tag. Wenn ich heute eine Woche frei habe, widme ich mich der Familie.

Wie lange spielen Sie nun schon mit Ihren beiden Cousins Nous’che (Rhythmusgitarre) und Nonnie (Bass) im Rosenberg Trio zusammen?
Professionell seit 1989, aber eigentlich sind es schon 40 Jahre, dass wir als Trio spielen. Das können nicht viele Gruppen von sich behaupten.